Coucou!
Ich habe nachgedacht. Eine halbe Ewigkeit, so kommt es mir jedenfalls vor, und doch ging die Zeit so schnell vorbei. Preisfrage: Was wird aus diesem Blog? Die Entscheidung ist gefallen. Er wird keinesfalls gelöscht, ich schreibe weiter, aber ich werde ein paar Dinge verändern. Sobald ich meine neue Kamera habe, werde ich eigene Bilder veröffentlichen. Alles, was mich beschäftigt: Klamotten, Schuhe, Kosmetik, Bücher, einfach mein Leben.
Ich muss mich an diese Entscheidung gewöhnen, denn sie fällt mir schwer. Was ist passiert?
In meinem alten Leben - als ich noch in L. gewohnt habe, da hatte ich eine Freundin in meiner Klasse, die anfangs ziemlich in Ordnung zu sein schien. Nicht so verlogen und ignorant wie die anderen. Dachte ich. Wir haben ziemlich viel zusammen gemacht, ich habe ihr vertraut. Und ihr sehr viel erzählt. Irgendwann wurde mir ein kleiner Zettel zugesteckt von einem Mädchen, das ich nicht mal kannte. Dadrauf stand: Dein Leben geht ja voll ab, hab selten so gefeiert. Die Aufmerksamkeit brauchst du wohl.
Ich hab überhaupt nicht kapiert, was los war. Von mehreren Seiten bekam ich den Tipp, doch mal das Internet durchzustöbern, und das habe ich gemacht. Das böse Erwachen: meine "Freundin" hat eine Seite erstellt, die in der ganzen Schule bekannt war. Auf dieser Seite veröffentlichte sie Lügen und Unwahrheiten über mich, außerdem persönliche Daten wie Adresse und Telefonnummern. Ich bekomme heute noch diverse E-Mails von Leuten, die meine neue Mail-Adresse, die in irgendeiner Form mit der alten, die ich natürlich gelöscht habe, verlinkt war, herausbekommen haben. Es hält sich in Grenzen, deswegen werde ich nicht noch mal alles löschen, es nervt einfach nur.
Auf dieser Seite konnte die ganze Schule mein falsches Leben lesen. Meine Mutter würde von Hartz IV leben und sich häufig auf den Straßenstrich stellen, um was dazu zu verdienen. Ich hatte angeblich schon alle Typen von der Nachbarschule im Bett gehabt, selbst die aus der 6. und 7. Klasse, weil ich es einfach gebraucht habe. Ja, is' klar. Mit vierzehn, sicher. Es gab viele Fotomontagen, wirklich schlechte Fälschungen, doch sie wurden behandelt wie Originale. Da war ich dann natürlich die größte Schlampe der Schule.
Alle Leute von meiner Schule haben sich darüber das Maul zerrissen, jeder konnte das kommentieren, alle haben mein Leben zerfetzt. Da wurde so viel kaputt gemacht, durch Lügen und Betrug. Ich habe so oft geheult, weil ich das nicht mehr aushielt. Es gab nicht einen Tag, an dem ich nicht darauf angesprochen wurde: "Du bist schon so ein kleines Miststück, nicht wahr?" - "Für alles zu haben? Ja, so siehst du auch aus." - "Na Süße, zu wenig Aufmerksamkeit?" - "Schon scheiße, wenn man nur zwei Titten als Charakter hat, oder Schlampe?" - "Wechsel mal deinen Charakter, Hure ist total out." - "Wenn Schlampen leuchten würden, wärst du Las Vegas."
Das waren noch die harmlosesten Sprüche. Weh tat es trotzdem. Wir mussten eine neue Telefonnummer haben, ich bekam ein neues Handy und löschte meine E-Mail-Adresse. Umgezogen sind wir auch, zwei Straßen weiter. Das war alles teuer und wir hatten eigentlich sowieso kein Geld, aber Ärger bekam ich von meiner Mama nicht, ich konnte ja schließlich nichts für. Sie meinte nur, dass ich in Zukunft vorsichtiger sein sollte, wem ich mein Vertrauen schenke und wem nicht. Daran halte ich mich bis heute. Vertrauen ist wertvoll.
Wir sind aus L. weggezogen, weil ich die Beschimpfungen nicht mehr aushielt. Ich hatte Angst, zur Schule zu gehen, ich wollte nicht mehr. Meine Mama ist zur Polizei gegangen, doch das Einzige, was erreicht werden konnte, war, dass die Seite gelöscht wurde. Die Beschimpfungen blieben.
Aus diesem Grund hasse ich Internet. Ich habe Facebook, aber außer einem Profilbild habe ich noch nie ein Foto von mir hochgeladen. Ich hasse Facebook und regel irgendwelche Dinge lieber per Mail, SMS oder Anruf. Meine jetzigen Freunde, die ich hier in meinem neuen Leben gefunden habe, fragen mich vorher, wenn sie ein Bild hochladen wollen, wo ich mit drauf bin, weil sie es mitbekommen haben, dass ich ein gestörtes Verhältnis zum Thema Internet habe. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Deshalb fällt es mir schwer, diesen Blog umzustalten, auch wenn ich es vielleicht gerne möchte. Wahrscheinlich werde ich trotzdem nicht mein Gesicht zeigen, ich will nicht, dass Leute aus L. mich wiedererkennen, wobei es unwahrscheinlich ist, dass sie diesen Blog jemals zu Gesicht bekommen. Es tut mir leid, aber ich hasse es.
Lots of Love,
Eure Eileen
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