Mittwoch, 16. Januar 2013

Erste Etappe: Valencia/Spanien

Coucou!

Wir sind angekommen! Heute ist es relativ kalt hier in Valencia, hab ich mir sagen lassen, nur 12° C. Am Wochenende sollen es sommerliche 20° C werden, genau mein Stil. Ich bin nicht so der Kälte-Typ. Wenn ich das schon wieder höre, dass in Deutschland gerade -5° C sind, bin ich froh, dass wir hier gelandet sind.

Es gehört zu unseren Pflichten, unsere Erfahrungen mit diesem Programm aufzuschreiben, wir sollen für jedes Land, in dem wir waren, einen Bericht verfassen, indem wir unsere Arbeit, unsere Familie, unser Umfeld und unser kurzes Leben in diesem Land schildern und auch bewerten. Deshalb werde ich meinen Blog damit schon mal vollkritzeln, damit ich dann in zwei Wochen nicht mehr ganz so viel Arbeit habe. Nun aber zu Spanien:



V A L E N C I A :

Valencia ist eine sehr eindrucksvolle Stadt, sie ist und wirkt riesengroß, hat aber trotzdem einen eher kleinstadthaften Touch. Vor allem die Innenstadt ist extrem imposant und faszinierend, wir konnten aber bisher nur einen kleinen Stadtbummel unternehmen, zu mehr sind wir noch nicht gekommen, am Wochenende vielleicht. Jeden Abend sieht man irgendwo ein Feuerwerk, in jedem Restaurant gibt es Paella Valenciana, was wirklich gut schmeckt. Ungefähr zweihundert Meter von unserem Wohnort entfernt ist der Mittelmeerstrand, das Wasser ist zwar zu kalt zum Baden, aber es sieht trotzdem eindrucksvoll aus.
Viele Menschen sprechen hier Katalanisch, die U-Bahn-Stationen, Restaurantkarten und Straßenschilder sind hier alle zweisprachig. Ich würde gern noch Katalanisch lernen, aber erst mal muss Spanisch sitzen, dann sehen wir weiter.



U N S E R E   G A S T F A M I L I E :

Unsere Gastfamilie ist total durchgeknallt, aber sehr nett. Violeta und Pablo sind aus Mexiko eingewandert und haben sieben Kinder. Die beiden Größten, Sofía und Juan, sind schon ausgezogen, schauen aber trotzdem irgendwie jeden Tag vorbei. Dann kommen Yolanda, Isabel und Vicente, die drei gehen zur Schule. Yolanda und Isabel sind Zwillinge. Die zwei Kleinsten sind Marisa und Daniel.
Das Haus ist ziemlich klein, Tobi und ich schlafen in Juans altem Zimmer, eigentlich hat niemand ein eigenes Zimmer für sich alleine. Aber die Familie ist total herzlich. Auch obwohl unsere Sprachkenntnisse noch etwas mau aussehen. Ich hatte ja schon mehrere Spanischkurse und durch mein fast perfektes Französisch ist das Ganze sowieso noch einfacher für mich. Aber Tobi hat ganz schön zu tun, der konnte bei unserer Ankunft kein Wort Spanisch. Mittlerweile versteht er schon einiges, den ganzen Intensivkursen sei Dank, die er vormittags machen muss, wenn ich schon arbeiten gehe.




U N S E R E    A R B E I T :

Unsere Arbeit ist großartig. Wir sind an einer Grundschule und betreuen mehrere Gruppen von Kindern. Wenn eine Klasse mal keinen Unterricht hat, kommt sie zu uns und wir beschäftigen uns mit den Kindern, sollen jedes einzelne quasi "zuordnen und analysieren", damit es für die Lehrer einfacher wird. Ist vielleicht zu vergleichen mit einem Förderprogramm. Dass sie Tobi und mich dafür allerdings genommen haben, ist mir schleierhaft, wir sind schließlich keine Pädagogen und können noch nicht mal richtig Spanisch oder Katalanisch, denn einige Kinder quasseln uns wirklich auf Katalanisch zu, da bin dann selbst ich überfordert. Wahrscheinlich haben sie hier Personalmangel, anders kann ich mich das nicht erklären ;)
Oder meine Arbeit in meiner Tanzschule hat hierbei gepunktet. Da hatte ich ja schließlich auch mit Kindern zu tun, denen ich etwas beibringen sollte. Bei Tobi könnte es sein riesengroßes Allgemeinwissen und seine Gabe, in jedem Umfeld, in jedem Land, zu jedem Zeitpunkt Leute auf sich aufmerksam zu machen, so dass er dann 1000 neue Menschen kennt. Das war schon gestern an unserem ersten Arbeitstag so, auf einmal war Tobi weg und ich hab ihm dann im nächsten Restaurant wiedergefunden, wo er ganz kumpelmäßig mit dem jungen Kellner auf englisch erzählt hat, der uns daraufhin sogar was zu trinken spendierte. So was schafft nur Tobi. Selbst wenn er die Sprache nicht kann und niemanden kennt.



U N S E R    Z E I T P L A N :

Aufstehen heißt es um sieben. Unsere Gastmutter Violeta macht uns jeden Morgen ein Monster-Frühstück. Ich schaff nicht einmal die Hälfte von meiner Portion. "Aber du bist so dünn und klein, du musst was essen!", sagt sie dann immer. Tobi ist auch dünn, aber dafür sehr groß, zu ihm sagt sie das nicht. Hm. Ach, sie ist süß.
Halb neun fahre ich mit der Metro zu unserer Grundschule, das dauert ungefähr zehn Minuten. Um neun beginnt mein Arbeitstag. Tobi hat vormittags Spanischkurs. Kurz nachdem wir hier angekommen sind, sollten wir beide einen Spanisch-Test machen. Dabei kam in der Auswertung heraus, dass ich ruhig in das kalte Wasser geschubst werden konnte, Tobi allerdings noch ein paar Spanisch-Kenntnisse brauchte. In einer Grundschule ist mit Englisch noch nicht viel.
Vormittags ist mein erster Job, die ganzen Klassenräume fertig zu machen. Sauber machen muss ich nicht, das hat vorher schon jemand anders erledigt. In Spanien haben viele Kinder nachmittags Schule. Deshalb wird alles erst am nächsten Morgen vorbereitet. Gestern war noch die Sekretärin mit dabei und hat mich eingearbeitet, heute musste ich das zum ersten Mal alleine machen.
Jedes Kind bekommt ein Platzdeckchen und ein Stück Schokolade, ziemlich süß von der Schule. Aber bei über 20 Klassenräumen à la 30 Plätze ist man damit schon mal eine Weile beschäftigt.
Von um zwölf bis um eins habe ich Mittagspause, in der ich jetzt einfach mal die freie Zeit genutzt habe, um zu bloggen. Gegen eins kommt Tobi und schiebt sich dann auch noch was zu essen zwischen die Zähne (oder er kauft sich unterwegs was), bevor halb zwei dann die Schule losgeht. Es gehört zu unseren Aufgaben, die Schüler reinzulassen. "Oh, ihr seid die Neuen", wurden wir gestern gleich angequatscht. Vor uns waren zwei Australier da, die unseren Job gemacht haben.
Die erste Stunde haben alle Klassen Unterricht, dann nutzen Tobi und ich die Zeit, die ganzen Klassen plus die dazugehörigen Räume auswendig zu lernen. Zwei Wochen sind keine lange Zeit, aber ich bin trotzdem dafür, dass ich mich in dieser Schule wenigstens ein bisschen auskenne und die Namen von den Kindern weiß.
Zur zweiten Stunde kommt die erste Klasse zu uns. Wir haben einen extra Raum bekommen, ziemlich groß. Die Kinder sind sehr süß. Wir spielen mit ihnen, bringen ihnen ein paar Worte Deutsch bei, machen irgendwann auch Exkursionen mit ihnen und versuchen, unsere Spiele so zu gestalten, damit sie auch was lernen können. Heute beispielsweise haben Tobi und ich vor, mit den Kindern in den Wald zu gehen und "Das doppelte E" zu spielen, kennt Ihr das noch? :D
Als ich klein war, hab ich das ständig gespielt, in der Grundschule, sogar schon im Kindergarten. Hier in Spanien kennt man das gar nicht. Mal sehen, was uns noch für Quatsch einfällt, ich werde bestimmt mit einigen Mädchen auch ein bisschen tanzen und Tobi spielt mit den Jungs Fußball. Und er hat seine Gitarre mitgebracht, Musik ist bestimmt auch keine schlechte Idee. Wir haben eigentlich so viele lustige Einfälle, müssen aber alles der Direktorin vorlegen, klar. Die Kinder sind schließlich in der Schule und nicht im Ferienlager. Also geht spielen mal ja, immer allerdings nicht. Wir sollen ihnen vor allem Disziplin und Sorgfältigkeit nahelegen. Aber Tobi und ich sind der Meinung, das man das auch mit Spaß hinkriegt. Es ist ja auch schon Disziplin, wenn wir ihnen eine lustige Geschichte vorlesen und sie alle, jeder Einzelne, zuhören, weil sie unbedingt alles verstehen wollen. Natürlich wird zwischendurch gelacht, teils über die Geschichte, teils über Tobis spanische Aussprache und unseren typisch deutschen Akzent, aber das ist ja auch der Sinn der Sache. Die Kinder sollen gerne zur Schule gehen. Außerdem sind wir dabei, festzustellen, wer aus welchen Gründen gemobbt, gehänselt oder ausgeschlossen wird, wir wollen für ein besseres Schulklima und fröhliche Kinder sorgen. Mal schauen, ob man da in zwei Wochen Ansätze erreichen kann, aber mit Tobi an meiner Seite mach ich mir da überhaupt keine Sorgen, das Genie bekommt alles hin :)
Die Klassen wechseln sich ab, wir haben jeden Tag und jede Stunde verschiedene. Über jede Klasse sollen wir ein paar Notizen machen, was uns aufgefallen ist, was besser laufen könnte, worin die meisten Schüler noch Schwächen haben und vor allem auch Ideen und Vorschläge für die Lehrer, denn das Ziel dieser Schule ist es, jedes einzelne Kind mit guten Noten durchzukriegen. Aber eben nicht mit Stress, sondern Freude. Diese Notizen und Bemerkungen schreibe ich dann wahrscheinlich meistens, weil ich besser Spanisch kann als Tobi ;) Er spielt dann mit den Kinder noch was.
17 oder 18 Uhr haben wir meistens Schluss, helfen dann noch beim Aufräumen und können gegen 19 Uhr nach Hause gehen. Gestern sind wir dann halt noch ein bisschen durch Valencia spaziert, haben uns die Uni angeguckt, die Innenstadt und sind dann nach Hause, wo es Abendessen, eine warme Dusche und ein kuscheliges Bett gab.


Im Prinzip läuft so jeder Wochentag ab, samstags treffen sich die Schüler mit Lernproblemen in der Schule, das ist wie Nachhilfe, zwei oder drei Lehrer sind dann da, die wechseln sich aber jedes Wochenende ab. Da müssen wir dann auch noch mal dabei sein. Aber für den Rest des Tages und den ganzen Sonntag haben wir frei. Dann können wir vielleicht endlich mal mit unseren Eltern skypen, bisher waren nur ein paar kurze Mails drin, um wenigstens zu verkünden, dass wir gut angekommen sind, die Familie nett ist und die Arbeit Spaß macht.



Ich glaube, ich werde heulen, wenn es in zwei Wochen weiter nach Zadar/Kroatien geht, hier ist es einfach sooo schön :)

Lots of Love,
Eure Eileen

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