Das allererste, was ich machen durfte, war glücklicherweise gleich etwas total Geniales und vor allem auch ein länger als nur ein paar Wochen dauerndes Programm. Ich habe einen Austausch mit Frankreich gemacht. 2009/2010 war ich ein halbes Jahr dort. Vorher war meine Lieblingsfranzösin Hélène ein halbes Jahr bei mir. Eine wunderschöne Zeit, obwohl ich ohne Tobi fast kaputt gegangen bin.
Ablauf
Es ist ein gegenseitiger Austausch zwischen einem Franzosen/einer Französin und einem/einer Deutschen. Es gibt auch gemischte Austausche. Man bewirbt sich dort mit Zeugnissen, Fotos, Lebenslauf, Briefen und ganz vielem anderen Krimskrams, meistens läuft das alles über die Französischlehrerin und die Schule. Man bekommt von dem Programm eine(n) Corres zugewiesen, die Aufgabe heißt dann, sich mit dem Franzosen in Verbindung zu setzen, um alles für die Ankunft (Februar/März) abzuklären. Der Franzose wohnt dann ein halbes Jahr in Deutschland. Im August geht das Ganze dann andersherum.
Meistens können das nur Schüler aus der neunten/zehnten Klasse machen, ich kenne eigentlich keine Ausnahmen. Man ist also 15 oder 16 Jahre alt.
Dinge, um die man sich kümmern muss:
- Anmeldung des Franzosen/der Französin in der Schule und in der Stadt
- Auslandskrankenversicherung
- Anreise des Austauschpartners / Reise nach Frankreich
- Förderungsgelder / Stipendien
Familienleben
Franzosen sind sehr darauf bedacht, ihr eigenes Ding zu machen. Jeder in der Familie lebt seinen eigenen Stiefel. Die Eltern von Hélène sind beide Mathelehrer (na toll!) und sie hat zwei jüngere Geschwister. Ich hatte schon nach kurzer Zeit einen Stammplatz in der Familie und auch wie jeder andere eigene Rechte und Pfichten. Man hat die Aufgabe, sich einzugliedern und ein aktives Mitglied im französischen Leben zu werden. Ich denke, ich habe das ganz gut geschafft, obwohl es natürlich auch manchmal ein wenig Streit und Diskussionen gab. Meine Mathekenntnisse sind aber dennoch nicht besser geworden, ich bin einfach ein hoffnungsloser Fall ;)
Schule
Man geht natürlich mit seinem Franzosen in die Schule. Ich war nicht in der gleichen Klasse wie Hélène, was aber auch nicht unbedingt schlecht sein muss, im Gegenteil, ich finde, dann knüpft man viel schneller Kontakte.
In meiner Klasse waren noch vier andere Deutsche, doch ich hab schon sehr früh versucht, auch mit den Franzosen in Kontakt zu kommen, was nicht sonderlich schwer war, denn Franzosen sind sehr offen und gehen sofort auf Tuchfühlung. Ich war aus irgendeinem Grund ziemlich beliebt in der Klasse.
Sprache
Auch wenn man am Anfang kein Wort versteht, das gibt sich mit der Zeit, wenn man an die Sprache gewöhnt ist. Was gab es oftmals was zu lachen, wenn irgendwer mir alles dreimal erklären und sich dann kaputtgekringelt hat, weil ich ihn immer noch ahnungslos anstarre. Am Ende hab ich so gut wie alles verstanden und musste erst mal wieder umdenken, als ich zurück in Deutschland war.
Erfahrungen
Gold wert. Man kann es nicht beschreiben, was man alles lernt. Vorurteile werden abgebaut, Philosophie ein Flügelwort. Ich habe vorher noch nie so viel über mich selbst nachgedacht wie zu dieser Zeit. Und ich habe seitdem auch nie wieder so viel gelernt. Hélène und alle anderen Franzosen haben mir mehr beigebracht als alle Lehrer in meiner gesamten Schullaufbahn zusammen.
Ich musste damals einen Bericht schreiben, auf Französisch. Aber ich werde die deutsche Version auf einer separaten Seite mit einbauen. Denn auch das gehört zu meinem Leben. Und man vergisst es niemals.
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