S C H W E I Z - F A Z I T :
Es gab bisher nicht ein Land, das so schwer zu beschreiben war wie die Schweiz. Bei der Ukraine war es für mich auch schwierig, die passenden Worte zu finden, jedoch bin ich jetzt wirklich ziemlich überfordert und sitze schon seit einer halben Stunde, ohne zu wissen, was ich denn jetzt schreiben soll. In der Schweiz sind Unterschiede nicht klein, sondern gleich mal schluchten-like. Die Menschen sind verschlossen, aber gleichzeitig auch nicht, sie haben ihre eigene Art und hohe Erwartungen an das Leben, die Leute verdienen hier auch ziemlich viel. Es soll alles einfach und unkompliziert, aber gleichzeitig mit den besten Lebensstandards und total gut organisiert ablaufen. Das Land ist sehr sauber und es wird darauf auch einen großen Wert gelegt. Und es ist zu merken, dass viele Schweizer keinen großen Wert auf Deutschland legen, ich kann es ihnen nicht verübeln.
Unsere Doppelarbeit hat Spaß gemacht, war aber trotzdem so stressig, dass ich von der Schweiz bisher am allerwenigsten mitnehmen konnte, als im Vergleich zu anderen Ländern. Das ist schade, aber auch hier kann ich sagen: "Wir kommen wieder!" Allein schon, um unsere liebe Gastfamilie zu besuchen, die vor allem an den letzten beiden Tagen total aufgetaut ist.
Jetzt sind wir also in Lyon und haben zum ersten Mal keine Gastfamilie, sondern leben in einer WG mit noch drei anderen Jugendlichen, von denen einer Amerikaner, einer Chinese und nur der dritte Franzose ist. Es funktioniert aber alles bestens, das sind total coole Leute.
Früher war ich zwar schon mal in Lyon, doch das ist drei Jahre her und war leider nur ein Tagestrip. Es ist aber meiner Meinung nach definitiv eine Stadt, der man eigentlich genauso viel Aufmerksamkeit schenken sollte wie Paris. In Frankreich fühle ich mich sowieso überall heimisch, aber dass wir in so einem Zuckerstückchen von Stadt arbeiten dürfen, ist der Wahnsinn. Man wünscht sich hier jeden Tag, wenn man durch die Straßen geht, mindestens fünf Augenpaare mehr, ein Phänomen, das ich bisher erst bei Paris, Stockholm, Kiew und Valencia so intensiv wahrgenommen habe. Die ganze Stadt ist hell erleuchtet, im Dezember müssten wir mal hier sein, da findet nämlich die "Fête des Lumières" statt, wobei es jetzt auch schon faszinierend hell überall ist. Extrem spannend ist auch das Essen, noch einmal ein bisschen anders als beispielsweise in Paris oder Bordeaux. Tobi, der sich nicht viel aus Käse und Meeresfrüchten macht, würde wahrscheinlich am liebsten jeden Tag einen Mecces aufsuchen. Ich gebe zu, Meeresfrüchte und Fische sind auch nicht mein Ding, aber meine Devise lautet, dass wenigstens alles probiert wird. Und Victor, unser französischer Mitbewohner, kann wunderbar regionales Essen kochen.
Lyon hat zwar ziemlich geschmacklose Vororte, aber eine herzzerreißend schöne Innenstadt, auch hier will ich wieder her! Die Welt hat schon viele Goldstücke zu bieten!
Also, wir wohnen wie gesagt zu fünft mit noch drei anderen Jungs zusammen in einer WG. Ich bin das einzige Mädchen und weiß noch nicht, wie ich das finden soll. Der Chinese heißt Kam Wing, oder so, und spricht nur Englisch. Sein Französisch ist noch ziemlich mager, wobei er dabei ist, es zu lernen. Er ist ein wenig aufdringlich und neugierig, aber ansonsten schwer in Ordnung und vor allem sehr hilfsbereit.
Der Amerikaner heißt Evan und ist so ein Typisch-Ami, wie ihn sich jeder durchschnittsdeutsche Bundesbürger vorstellt: totaler Football- und Baseball-Fan, Mecces-Suchti (mit ihm zieht Tobi also immer los, wenn sie keinen Bock auf Garnelen mit Kroketten haben), völlig abgedreht, locker drauf, Camping-Freak, hilfsbereit, geduldig und tolerant. Ich glaube, mit Evan und Tobi haben sich echt zwei gefunden! ;)
Und der dritte, der einzige Franzose, ist Victor. Er ist wie gesagt ein fantastischer Koch, leider totaler Kettenraucher, und - ohne Scheiß! - abergläubisch! Ich denke mir immer, irgendwelche Macken hat halt jeder, aber Victor ist schon fast nicht mehr normal, wenn er fast austickt, nur weil die Nachbarn eine schwarze Katze haben. Er ist der Sonnenschein der WG und die ganze Zeit voll am Strahlen, und ein "Typisch-Franzosen-Vorurteil/Klischee" stimmt sogar bei ihm: Es hat keinen Bock, richtig Englisch zu lernen, deshalb ist die Verständigung zwischen ihm und Kam Wing nicht ganz so genial, Evan kann ja wenigstens rudimentäres Französisch!
So viel zu unserer Chaoten-WG, wobei alle vier Jungs wirklich sehr sauber und ordentlich sind. Die stellen sich sogar hin und bügeln, zum Totlachen. :D
Ich bin total begeistert! Wir arbeiten in der Schauspielschule "École nationale supérieure des arts et techniques du théâtre". Ohne Witz, wir sind in einer Schauspielschule! Tobi, der früher in der Schule in allen Theaterstücken die Hauptrolle hatte, gibt Theaterkurse auf Englisch und hat nebenbei einen Französisch-Sprachkurs, was ihn ziemlich ankotzt, denn "Französisch ist das Schwulste, was ich je gehört habe". Ähm, nein, du Vogel! :D Ich brauch keinen Sprachkurs! :) Ich durfte gleich loslegen. Und ich darf endlich wieder jemandem Tanzschritte beibringen! Es ist so wunderbar, wieder richtig regelmäßig zu tanzen, ich bin so glücklich! Tänzerin durch und durch eben, ich kann nicht anders. Viele machen Ballett, was das einzige ist, was ich nicht tanze, weil ich kein Püppchen sein möchte, aber nach den Ballettstunden kommen total viele dann zu mir, obwohl wir eine abstrakte Form von Streetdance machen. Es geht vor allem um Körperkontrolle. Jede Regung muss man spüren. Und dann geht es mit einem durch. Das ist tanzen! :) Meine Fresse, meine Füße zucken jetzt schon wieder! :D
Wenn wir gerade keine Kurse haben, dann machen wir auch Unterricht mit, ich öfter als Tobi, denn der versteht vieles einfach noch nicht. Es geht um Schauspieltechniken, Selbstfindungskurse, natürlich auch normale Fächer wie Literatur, Englisch oder Politik. In Literatur werden sehr oft Bücher und Texte gelesen und dann rezensiert, nachgespielt oder interpretiert, zurzeit sind sie gerade bei Shakespeare's "Othello". Ich finde, meine schauspielerischen Künste sind nicht so berauschend, aber die Professoren finden es trotzdem gut, was ich tue, sie sagen, ich habe viel Körperkontrolle. Was die Tanzerei einem alles gibt, denke ich dann immer grinsend.
Ich habe meine Hélène auch schon ein paar Mal getroffen, sie will auch noch öfter zu Besuch kommen, wenn ich schon mal in Frankreich bin, muss das sein! Obwohl es für sie nicht gerade um die Ecke ist.
Also auch hier will ich nicht mehr weg, ich werde weinen. Ich weiß es ganz genau. ;)
Unsere Doppelarbeit hat Spaß gemacht, war aber trotzdem so stressig, dass ich von der Schweiz bisher am allerwenigsten mitnehmen konnte, als im Vergleich zu anderen Ländern. Das ist schade, aber auch hier kann ich sagen: "Wir kommen wieder!" Allein schon, um unsere liebe Gastfamilie zu besuchen, die vor allem an den letzten beiden Tagen total aufgetaut ist.
Jetzt sind wir also in Lyon und haben zum ersten Mal keine Gastfamilie, sondern leben in einer WG mit noch drei anderen Jugendlichen, von denen einer Amerikaner, einer Chinese und nur der dritte Franzose ist. Es funktioniert aber alles bestens, das sind total coole Leute.
L Y O N :
Früher war ich zwar schon mal in Lyon, doch das ist drei Jahre her und war leider nur ein Tagestrip. Es ist aber meiner Meinung nach definitiv eine Stadt, der man eigentlich genauso viel Aufmerksamkeit schenken sollte wie Paris. In Frankreich fühle ich mich sowieso überall heimisch, aber dass wir in so einem Zuckerstückchen von Stadt arbeiten dürfen, ist der Wahnsinn. Man wünscht sich hier jeden Tag, wenn man durch die Straßen geht, mindestens fünf Augenpaare mehr, ein Phänomen, das ich bisher erst bei Paris, Stockholm, Kiew und Valencia so intensiv wahrgenommen habe. Die ganze Stadt ist hell erleuchtet, im Dezember müssten wir mal hier sein, da findet nämlich die "Fête des Lumières" statt, wobei es jetzt auch schon faszinierend hell überall ist. Extrem spannend ist auch das Essen, noch einmal ein bisschen anders als beispielsweise in Paris oder Bordeaux. Tobi, der sich nicht viel aus Käse und Meeresfrüchten macht, würde wahrscheinlich am liebsten jeden Tag einen Mecces aufsuchen. Ich gebe zu, Meeresfrüchte und Fische sind auch nicht mein Ding, aber meine Devise lautet, dass wenigstens alles probiert wird. Und Victor, unser französischer Mitbewohner, kann wunderbar regionales Essen kochen.
Lyon hat zwar ziemlich geschmacklose Vororte, aber eine herzzerreißend schöne Innenstadt, auch hier will ich wieder her! Die Welt hat schon viele Goldstücke zu bieten!
U N S E R E I N T E R N A T I O N A L E W G :
Also, wir wohnen wie gesagt zu fünft mit noch drei anderen Jungs zusammen in einer WG. Ich bin das einzige Mädchen und weiß noch nicht, wie ich das finden soll. Der Chinese heißt Kam Wing, oder so, und spricht nur Englisch. Sein Französisch ist noch ziemlich mager, wobei er dabei ist, es zu lernen. Er ist ein wenig aufdringlich und neugierig, aber ansonsten schwer in Ordnung und vor allem sehr hilfsbereit.
Der Amerikaner heißt Evan und ist so ein Typisch-Ami, wie ihn sich jeder durchschnittsdeutsche Bundesbürger vorstellt: totaler Football- und Baseball-Fan, Mecces-Suchti (mit ihm zieht Tobi also immer los, wenn sie keinen Bock auf Garnelen mit Kroketten haben), völlig abgedreht, locker drauf, Camping-Freak, hilfsbereit, geduldig und tolerant. Ich glaube, mit Evan und Tobi haben sich echt zwei gefunden! ;)
Und der dritte, der einzige Franzose, ist Victor. Er ist wie gesagt ein fantastischer Koch, leider totaler Kettenraucher, und - ohne Scheiß! - abergläubisch! Ich denke mir immer, irgendwelche Macken hat halt jeder, aber Victor ist schon fast nicht mehr normal, wenn er fast austickt, nur weil die Nachbarn eine schwarze Katze haben. Er ist der Sonnenschein der WG und die ganze Zeit voll am Strahlen, und ein "Typisch-Franzosen-Vorurteil/Klischee" stimmt sogar bei ihm: Es hat keinen Bock, richtig Englisch zu lernen, deshalb ist die Verständigung zwischen ihm und Kam Wing nicht ganz so genial, Evan kann ja wenigstens rudimentäres Französisch!
So viel zu unserer Chaoten-WG, wobei alle vier Jungs wirklich sehr sauber und ordentlich sind. Die stellen sich sogar hin und bügeln, zum Totlachen. :D
U N S E R E A R B E I T :
Ich bin total begeistert! Wir arbeiten in der Schauspielschule "École nationale supérieure des arts et techniques du théâtre". Ohne Witz, wir sind in einer Schauspielschule! Tobi, der früher in der Schule in allen Theaterstücken die Hauptrolle hatte, gibt Theaterkurse auf Englisch und hat nebenbei einen Französisch-Sprachkurs, was ihn ziemlich ankotzt, denn "Französisch ist das Schwulste, was ich je gehört habe". Ähm, nein, du Vogel! :D Ich brauch keinen Sprachkurs! :) Ich durfte gleich loslegen. Und ich darf endlich wieder jemandem Tanzschritte beibringen! Es ist so wunderbar, wieder richtig regelmäßig zu tanzen, ich bin so glücklich! Tänzerin durch und durch eben, ich kann nicht anders. Viele machen Ballett, was das einzige ist, was ich nicht tanze, weil ich kein Püppchen sein möchte, aber nach den Ballettstunden kommen total viele dann zu mir, obwohl wir eine abstrakte Form von Streetdance machen. Es geht vor allem um Körperkontrolle. Jede Regung muss man spüren. Und dann geht es mit einem durch. Das ist tanzen! :) Meine Fresse, meine Füße zucken jetzt schon wieder! :D
Wenn wir gerade keine Kurse haben, dann machen wir auch Unterricht mit, ich öfter als Tobi, denn der versteht vieles einfach noch nicht. Es geht um Schauspieltechniken, Selbstfindungskurse, natürlich auch normale Fächer wie Literatur, Englisch oder Politik. In Literatur werden sehr oft Bücher und Texte gelesen und dann rezensiert, nachgespielt oder interpretiert, zurzeit sind sie gerade bei Shakespeare's "Othello". Ich finde, meine schauspielerischen Künste sind nicht so berauschend, aber die Professoren finden es trotzdem gut, was ich tue, sie sagen, ich habe viel Körperkontrolle. Was die Tanzerei einem alles gibt, denke ich dann immer grinsend.
Ich habe meine Hélène auch schon ein paar Mal getroffen, sie will auch noch öfter zu Besuch kommen, wenn ich schon mal in Frankreich bin, muss das sein! Obwohl es für sie nicht gerade um die Ecke ist.
Also auch hier will ich nicht mehr weg, ich werde weinen. Ich weiß es ganz genau. ;)
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