Montag, 4. März 2013

Sechste Etappe: Kiew/Ukraine.

Jetzt komm ich endlich mal dazu, meinen zusammenfassenden Bericht aufzuschreiben, das Fazit zu Schweden lässt ja leider auch schon sehr lange auf sich warten, damit möchte ich gleich anfangen!


S C H W E D E N - F A Z I T :

Es war so verdammt süß in Gävle, aber leider auch genauso kalt. Macht nichts, Mützen, dicke Socken und Schals besitze ich jetzt im Überfluss. Unsere Gastfamilie war sehr lieb, aber auch sehr fundamental. Bei uns wurde über einiges hinweg gesehen, weil wir nun mal aus einem Land kamen, in dem einige Dinge vielleicht nicht so üblich sind wie in Schweden, aber bei den beiden Töchtern Svea und Lovis haben sie manchmal echt durchgegriffen. Dabei sind sie volljährig. Ich habe aber erkannt, dass da ein ziemlich traditionsgebundener Sinn hinter steckt. Irgendwie kommt es mir so vor, dass allen Schweden noch die alten Werte mitgegeben werden, die in Deutschland langsam verloren gehen. Und es geht ihnen vor allem um Höflichkeit. Ohne das Wort "Tack!" ist man in Schweden aufgeschmissen. Alles in allem hatten wir aber wieder eine sehr schöne Zeit und vor allem auch supersüße Arbeit mit den Kindergartenkindern. Und ich habe mich in Stockholm verliebt!

Von der abenteuerlichen Einreise in Kiew habe ich hier ja bereits berichtet, irgendwie geht das hier nur so zu. Eine sehr chaotische Stadt und ich habe mir sagen lassen, auch ein sehr chaotisches Land.  Und genauso chaotisch ist auch unsere Arbeit, aber der Reihe nach!


K I E W:

...oder Kyjiw, wie die Ukrainer ihre Hauptstadt nennen, ist für meinen Geschmack etwas zu kontrastreich. Nach und nach werden traditionelle Gebäude immer verwahrloster und direkt daneben stehen die ganzen Plattenbauten aus sozialistischen Zeiten. Es gibt hier vor allem besonders viele Kirchen mit goldenen Kuppeln und Parkanlagen, überall ist es grün. Das ist vor allem jetzt, zum Frühlingsanfang, besonders schön, wenn überall die Knospen aufgehen. Es gibt auffällig viele Kastanien. Und überall in der Stadt schlängelt sich der Dnjepr durch.
Metro fahren ist hier sehr abenteuerlich, vom Bus fang ich gar nicht erst an zu reden. Jeder Zebrastreifen wird von Autofahrern geflissentlich ignoriert. Und sonntags haben alle Geschäfte offen... Dafür gibt es kein amerikanisches Fast-Food, also keinen McDonald's oder so, zumindest habe ich noch keinen entdeckt. Nur ukrainisches Fast-Food. Ich habe mir vorgenommen, es zu probieren!
Als wir angekommen sind, war es noch regelrecht winterlich kalt, aber mittlerweile wird es mit jedem Tag wärmer. Auch die Menschen hier scheinen mit der Jahreszeit mitzugehen. Anfangs noch viele etwas launisch und mürrisch, sind jetzt die meisten gemütlich-verspielt und leben fröhlich in den Tag hinein, fast so, als sie froh sind, dass der Winter endlich vorbei ist. Aber trotzdem ist hier so gut wie jeder sehr hilfsbereit und freundlich. Wir haben uns in der Stadt schon zwei Mal verlaufen, jedes Mal hatten wir danach wieder eine neue Begegnung gemacht. Ukrainer sind irgendwie faszinierend.




U N S E R E   G A S T F A M I L I E :

Unsere Gastmutter heißt Arina und unser Gastvater Sewarion-Vyacheslav, was ich bis heute nicht aussprechen kann, worüber er aber ständig lachen muss, wenn ich es versuche. Sew reicht für ihn aus. Er ist Russe, sie Ukrainerin, was in der Nachbarschaft nicht immer Wohlwollen auslöst, da sie nun mal auch seinen russischen Nachnamen trägt und auch Russisch spricht. Ich hatte zwar schon geschrieben, dass Russisch in vielen Gebieten der Ukraine dominiert, aber damit sind nicht immer alle einverstanden, vor allem wahrscheinlich die alteingesessenen Ukrainer nicht. Arina und Sew üben beide Berufe aus, in denen man Englisch braucht, also ist die Kommunikation auch nicht so wirklich kompliziert. An unserem Arbeitsplatz werde ich da schon eher blass, aber dazu später.
Die beiden haben drei Kinder: Yaroslav, Veronica und Dayana gehen alle noch zur Schule, wobei Yaroslav gerade in seiner Abitur-Phase steckt. Manchmal üben er und Tobi bis mitten in die Nacht noch für Englisch oder Geografie. Veronica lernt Deutsch in der Schule und möchte am liebsten den ganzen Tag mit uns "üben". Dayana ist die Kleinste und geht noch zur Grundschule. Eine sehr süße Familie, vor allem auch sehr harmonisch, hilfsbereit und unkompliziert. Wieder ein paar Menschen, mit denen wir sicherlich in Kontakt bleiben werden.




U N S E R E   A R B E I T :

Wir arbeiten in der Deutschen Botschaft von Kiew und helfen beim Organisieren von Veranstaltungen, Events, Feiern und Preisverleihungen jeder Art. Im Prinzip ähnlich wie in Kroatien, doch hier geht es weniger um vorführen und präsentieren, sondern mehr um den Menschen als Person. Schon mehrere Male waren wir in der Deutschen Schule von Kiew eingeteilt, dort Unterricht zu gestalten, das Goethe-Institut haben wir auch schon mehrmals von innen gesehen. Eigentlich haben wir viel mit Deutsch zu tun, alles Deutsche, was es hier in Kiew gibt, ist in unserem Zeitplan mit drin. Wobei es natürlich schwierig wird, wenn jemand mit einer Frage mich erst mal auf Ukrainisch zuquasselt. ;-)
Morgen und übermorgen haben wir zum Beispiel Tagestouren in viele verschiedene Schulen von Kiew und Umgebung, um den Deutschunterricht zu inspezieren. Wichtig ist dabei vor allem die Beobachtung der Schüler, wie sie auf die deutsche Sprache reagieren. Letzte Woche ging es auch häufig in Hochschulen, eine ukrainische Germanistik-Vorlesung ist sehr interessant. ;-)
Wir haben wirklich wenig Zeit, denn die Deutsche Botschaft arbeitet hier rund um die Uhr. Nebenbei noch Sprachkurse, damit ich wenigstens ein bisschen in Russisch und Ukrainisch mithalten kann. Tobi braucht nur einen Sprachkurs für Ukrainisch ablegen, was für eine Überraschung!
Außerdem bekommen wir dann noch außerplanmäßige Tagestrips ab, wenn wir mal einen Tag nicht in der Botschaft sind. Letzten Mittwoch gab es die obligatorische Stadtrundfahrt, gestern am Sonntag haben wir einen Ausflug durch verschiedene traditionelle Dörfer gemacht (Babushka-Tour), in denen die Menschen Brot noch mit der Hand backen. So was wird das "Erbe der UdSSR" genannt, aha. Am Donnerstag geht es nach Tschnernobyl, mal schauen, was das wird, ich bin deshalb leicht angespannt.

Abends bin ich meistens völlig kaputt. Oft setzen wir uns dann aber auch mit unserer Gastfamilie zusammen, trinken Tee, erzählen oder spielen mit den Kindern zusammen Spiele.

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