Mittwoch, 27. Februar 2013

Abenteuerlich.

Andere Länder, andere Sitten! Eine abenteuerlichere Einreise kann man sich wohl kaum vorstellen. Wir sind vorgestern in Kiew/Ukraine angekommen, das wäre aber beinahe schief gegangen. In der Ukraine braucht man eigentlich kein Einreisevisum, wenn man so wie wir nur zwei Wochen bleibt. Das wird erst ab 90 Tagen benötigt. Allerdings gilt das nur für Touristen. Wir sind aber keine Touristen, sondern zum Arbeiten in diesem Land, was die Flughafen-Security komplett durcheinander brachte.
Glücklicherweise ist in Kiew die russische Sprache sehr dominierend, also konnte wenigstens Tobi mit denen debattieren, der hatte in der Schule mehr oder weniger rudimentäres Russisch gehabt. Er erzählte mir danach allerdings, dass das die größte sprachliche Herausforderung war, die er je gehabt hatte. Auf Englisch wollten die sich nämlich nicht einlassen. Lange Rede, kurzer Unsinn.

Panik 1: Der Schalter hat unsere Reisepässe nicht angenommen, dabei waren die voll gültig. Die Ukraine gehört nicht zur EU, deshalb sind die da alle irgendwie ein wenig komisch drauf, wenn sie EU-Mitglieder vor sich haben. Wir haben dann jemanden von der Security geholt und damit ging der ganze Ärger los.
Panik 2: Der fing an, uns vollzuschnauzen, warum wir kein Einreisevisum haben, nachdem geklärt wurde, dass wir hier arbeiten werden. Zuerst auf Ukrainisch, da standen Tobi und ich dann noch ein bisschen hilflos da. Dann hat Tobi ihn ganz ruhig unterbrochen und fragte ihn trocken auf russisch: "Sprechen Sie Englisch oder Russisch?" Da war der erst mal überrascht. Dann kam zähneknirschend: "Russisch. Wo ist ihr Visum?"
Panik 3: Müsste man die Einreisebestimmungen für sein eigenes Land nicht eigentlich noch besser kennen als die Touristen, die einreisen wollen? Aber mir kam es so vor, als ob Tobi dem das vielmehr erklärt hat - und ich stand blond daneben. Wortwörtlich. Ich kann kein Russisch, und Ukrainisch schon gar nicht.
Letztendlich hat die Einreise doch noch funktioniert, nachdem wir unseren ukrainischen Ansprechpartner angerufen haben. Der hat die Situation am Flughafen dann geklärt. Es ist aber nicht witzig, um die Einreise in ein Land streiten zu müssen. Dementsprechend halb tot kamen wir bei unserer neuen Gastfamilie an.

Ich bekomme hier übrigens Sprachkurse für beides, Ukrainisch und Russisch, Tobi nur für Ukrainisch, super. Ich dreh jetzt schon durch mit der kyrillischen Schrift! Und ich komm total durcheinander! Neben den Sprachkursen ist unsere Arbeit wieder etwas heftiger und wir haben wenig Zeit. Meine Zusammenfassung erfolgt daher erst in den nächsten Tagen oder am Wochenende. Aber sie kommt noch!

Sonntag, 24. Februar 2013

Ein Völkchen für sich.

Heute melde ich mich ein letztes Mal aus dem kalten Schweden. Wahrscheinlich kommt mir das nur so vor, aber es fühlt sich hier wärmer an als in Finnland. Gestern waren wir in Örebro. Faszinierende Stadt. Überhaupt finde ich alle schwedischen Städte faszinierend. Es ist auch nicht leicht, zu sagen, welche nun meine Lieblingsstadt ist. Ich würde aber sagen: STOCKHOLM!


Ich liebe es, Pullover von den Städten, in denen ich war, zu kaufen. Bisher hab ich das immer, wo es einen gab, gemacht. Meistens musste ich dafür auch ziemlich lange suchen, aber so ein Pullover ist eine schöne Erinnerung und wenn man ihn trägt, möchte man am liebsten zurück!
Es war zwar leicht anstrengend, die ganzen kleinen Gören ;)  immer ordentlich in Schach zu halten, vor allem in einer Riesenstadt wie Stockholm, aber irgendwie haben wir es hingekriegt. Außerdem habe ich mal wieder so viele Dinge für meine Mama gekauft, hauptsächlich irgendwas mit Elchen, warum nur? ;)

Eins haben wir über Schweden gelernt: sie haben ihren eigenen Willen und der Ausländer hat sich anzupassen. Das gefällt mir persönlich gut, denn - zum Beispiel - anders als in Deutschland werden türkische Frauen hier toleriert und gastfreundlich aufgenommen, aber nicht mit Burka und Kopftuch.
Unsere Gastfamilie sind vom Verhalten her ebenfalls "typische Schweden", das haben sie selbst gesagt. Sie achten sehr auf Bräuche, Sitten und Traditionen und mögen es nicht, wenn sich andere, die sie aufnehmen, nicht daran halten. Unser Gastvater Jonte hat uns gleich am ersten Tag die Hausregeln im perfekten Englisch erklärt und deutlich gemacht, dass wir uns eine andere Familie suchen müssen, wenn wir die nicht akzeptieren. Das mag hart klingen, war aber letztendlich herzlich gemeint, denn die beiden, die sich nebenbei etwas Geld verdienen, indem sie Ausländer für einige Zeit bei sich beherbergen, haben uns gleich am nächsten Tag gesagt, dass sie froh sind, uns bei sich zu haben, weil wir uns die ganze Woche tunlichst an ihre Regeln gehalten haben. Und wenn mal etwas schief ging, haben sie gemerkt, dass es für uns befremdlich ist, weil wir aus einem anderen Land kommen, dann wurde drüber gelacht und gut war.
Heute gibt es sozusagen eine kleine Abschiedsparty für uns. Britta macht ganz viel traditionell schwedisches Essen (ich werde wohl Elchfleisch probieren müssen!), die Töchter Lovis und Svea kommen auch und wahrscheinlich sind wir nicht vor Mitternacht im Bett. Witzig, morgen früh halb sieben geht der Flieger von Stockholm. ;)
Morgen geht es in die Ukraine. Ich will hier nicht weg.

Samstag, 23. Februar 2013

Planänderung.

Gestern kam ein schwedischer Vertreter unserer Auslandsorganisation vorbei und wollte mit uns sprechen. Ich war schon völlig schockiert: Haben wir irgendwas falsch gemacht? Der Typ, Björk, ein sehr netter Schwede, hat uns dann sofort beruhigt, dass alles gut wäre, aber der Hammer kam dann trotzdem noch. Unser Arbeitsplan wird geändert.

Ursprünglich wäre es jetzt folgendermaßen weitergegangen:

  • nächste Woche Kiew/Ukraine
  • übernächste Basel/Schweiz
  • danach Lyon/Frankreich
  • Cardiff/Wales
  • Florenz/Italien
  • zurück nach Deutschland 

Dann wäre es Anfang April, wir hätten ungefähr eine Woche Zeit gehabt, um uns wieder in unserem deutschen Leben zurückzufinden, und dann wäre es für mich zurück nach Spanien gegangen, für meinen Freiwilligendienst. Der würde bis August dauern. Jetzt ist alles anders.
Unsere Workshops und auch mein Freiwilligendienst hängen zusammen, das wird alles von ein und der selben Organisation gefördert, geplant und präsentiert. Deshalb haben die extrem viel Spielraum, was sie mit uns machen können. Und nun wurden wir noch für ein weiteres Projekt genommen. Es ist auch wieder ein Freiwilligendienst, das bedeutet, wir bekommen dafür kein Geld, wie das jetzt bei den Workshops der Fall ist. Unser neuer Plan sieht folgendermaßen aus:
  • zwei Wochen Kiew/Ukraine (weil die Leute dort absoluten Personalnotstand ausgerufen haben, do wie ich das jetzt verstanden habe)
  • eine Woche Basel/Schweiz
  • zwei Wochen Lyon/Frankreich (auf Frankreich freu ich mich seit dem Anfang!)
  • eine Woche Cardiff/Wales
  • eine Woche Florenz/Italien (aha, Italien schaffen wir also doch noch, die brauchen da auch Leute!)
Dann sind wir für eine einwöchige Busfahrt eingetragen, die aber nicht direkt etwas mit Arbeit zu tun hat, eher mit Geschichte, Gedenken und Stille. Wo fährt dieser Bus hin? Ganz ehrlich, so etwas wollte ich schon immer mal machen, aber allein trau ich mich einfach nicht: Konzentrationslager , oder das, was von ihnen übrig geblieben ist, anschauen.
Angefangen in Mailand geht es nach Mauthausen, Dachau, Flossenbürg, Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau (davor fürchte ich mich ehrlich gesagt), Belzec, Treblinka, Sachsenhausen, Ravensbrück, Neuengamme, Bergen-Belsen (auch davor habe ich Angst, vor allem weil ich spontan ein Exemplar "Das Tagebuch der Anne Frank" mitgenommen habe, wahrscheinlich werde ich es dort lassen) und es endet in Buchenwald. Meistens stehen natürlich nur noch Gedenkstätten oder Friedhöfe, aber es wird wahrscheinlich trotzdem eine ganz neue Erfahrung werden.

Und wenn man denkt, härter kann es nicht kommen (ich werde weinen, ich kenne meine schwachen Nerven, deshalb würde ich so eine "KZ-Rundfahrt" niemals alleine machen, ein Glück kommt Tobi mit), dann haut Björk noch einen größeren Hammer heraus!

Denn danach sind wir für drei Wochen in Cluj/Rumänien. Ich weiß, man hört viele Horrorgeschichten über die Lebensbedingungen der "Zigeuner" am Rande der Mülldeponie und ich muss Euch sagen: genau das wird unsere Arbeit sein. Björk meinte, dass es heftiger wird als Irland und Kroatien zusammen, weil wir mit sehr viel Elend konfrontiert werden. Nicht zu vergessen die Konzentrationslager. Dabei dachte ich eigentlich, dass mich nach Irland erst mal so schnell nichts mehr erschüttern kann. Oh doch! Wir wurden gefragt, ob wir damit einverstanden sind. Tobi und ich haben uns angesehen und uns war sofort klar, dass wir das machen wollen. Wenn man Menschen helfen kann, wieso sollte man es nicht tun? Es wird hart, elendig und furchtbar, das hat er uns auch klar gemacht, aber wir wollen nicht die Augen davor schließen, sondern verändern und darauf aufmerksam machen.

Ganz genau kenn ich unsere Arbeit in Cluj/Rumänien noch nicht, aber so viel vorneweg: Rumänien ist das zweitärmste Land der EU und dort lebt eine "Minderheit" von Sinti und Roma, abwertend "Zigeuner" genannt, obwohl ich das Wort Zigeuner eigentlich immer süß und schön fand, nachdem ich als Kind "Der Glöckner von Notre Dame" gesehen hatte, da ist das Wort Minderheit viel schlimmer. Klar wurden Zigeuner auch im "Glöckner von Notre Dame" gejagt, verbannt, verraten, gehasst, schikaniert, verhöhnt und eingesperrt, aber ich fand dieses Volk viel sympathischer als die ganze Pariser Stadtbevölkerung, obwohl sie sicherlich gestohlen, gelogen und sich gewaltsam das genommen haben, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht.
In Rumänien wurden "Zigeuner" noch nie vollkommen integriert, sie gelten eher als Plage. Wahrscheinlich ist das noch vom Zweiten Weltkrieg hängen geblieben, meine Fresse. Sicherlich haben die Rumänen auch gar kein Geld dazu, das Elend am Rande der Müllkippe von Cluj zu bekämpfen. Aber wenn wir dort sind, schreib ich alles genau auf, allein schon mal für mich selbst, um zu verarbeiten.

Nach diesen drei Wochen ist es Ende April, wo ich eigentlich schon längst in Spanien sein müsste, aber das wurde alles nach hinten verlegt. Wir haben dann zwei Wochen Auszeit bekommen und werden definitiv zurück nach Deutschland, nach Hause, fahren, damit ich mich richtig auf meinen Freiwilligendienst, der dann nur noch fünf Monate dauern wird, vorbereiten kann. Zurück geht es nach Valencia/Spanien. Ich freu mich. Vorher müssen wir allerdings Stärke beweisen.

Donnerstag, 21. Februar 2013

Trauerweide.



Anne, du fehlst uns schrecklich!
Skype mit Sassi, Romy und Laura - neben deinem Namen wird das Symbol niemals wieder grün.

Dienstag, 19. Februar 2013

Fünfte Etappe: Gävle/Schweden.

Es tat fast schon weh, Finnland Lebewohl zu sagen, wobei Schweden auch schön ist. Unsere neue Etappe ist so gut wie gegenüber von Seinäjoki, wir mussten ein bisschen fahren und uns dann auf eine Fähre begeben - ich hasse Schiff fahren, ich werde seekrank -.-

F I N N L A N D - F A Z I T :


Zum ersten Mal war unser Arbeitsplatz fast wie Urlaub. Wir haben ein bisschen Fremdenführer für die Bibliothek der Fachhochschule von Seinäjoki gespielt. Das hieß natürlich, ordentlich über Finnland Bescheid wissen. Ich habe noch nie so viel über ein Land gelernt wie in dieser einen Woche. Das Einzige, woran es noch hapert, ist die Sprache, da braucht man wirklich Jahre für. Und ich hab jetzt schon wieder die Hälfte vergessen, denn jetzt werden wir ja mit einer ähnlichen Sprache konfrontiert. Unsere Gastfamilie in Finnland war super nett und vor allem Tobi hat da Gleichgesinnte getroffen, mit denen er sich über Politik austauschen kann. Wir haben mit unseren "Lieblingsfinnen" immer noch Kontakt, irgendwie sind aus jedem Land ein paar Leute hängen geblieben.
Die Landschaft ist natürlich mehr als eindrucksvoll, vor allem im Winter, und wenn es nicht so verdammt kalt wäre, könnte man dort echt super und total entspannt leben!

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Nun sind wir aber in Gävle, Schweden, angekommen.

G Ä V L E :

Hier ist es genauso kalt, was mich in den ersten Tagen leicht frustriert hat, woran man sich aber schnell gewöhnt. Es ist süß hier, und vor allem sieht die Stadt an einigen Stellen noch genauso aus wie vor hundert Jahren, was mir persönlich immer sehr gut gefällt. Wir haben uns sagen lassen, dass in Gävle in den meisten bunten Holzhäusern, die man in Schweden überall finden kann, Künstler wohnen, und wollen uns auch am Wochenende eine Ausstellung einer Freundin unserer Gastmutter angucken.

U N S E R E   G A S T F A M I L I E :

...sind viel eher nur Gasteltern, denn ihre beiden Töchter sind schon längst ausgezogen. Unsere Gastmutter heißt Britta und ist jetzt schon dabei, mir das dritte Paar Wollsocken zu stricken, weil mir einfach so verdammt kalt ist. Sie ist total lieb und ich sitze manchmal mit ihr bis in die Nacht teetrinkend in der Küche. Unterhalten ist ein bisschen schlecht, ihr Englisch ist recht mager, aber allein ihre Gegenwart ist so angenehm, dass es mir dort einfach gut geht. Unser Gastvater Jonte ist ein echtes Energiebündel und irgendwie jeden Abend, wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen, am Holz hacken. Tobi und er können sich stundenlang unterhalten. Tobi kann wenigstens auch schon ein paar Worte Schwedisch, er hat früher zu Schulzeiten immer schwedische Austauschpartner aufgenommen.
Britta und Jonte haben zwei Töchter, die älteste, Svea, war gestern noch zu Besuch, und ist eine sehr liebe, aber auch ein wenig bestimmende Frau. Die andere, Lovis, kennen wir noch nicht.

U N S E R E   A R B E I T :

...ist definitiv furchtbar spannend. Wir machen jeden Tag Tagestouren mit Kindergartenkindern. Das darf man sich so vorstellen, dass wir ähnlich wie in Spanien jeden Tag einer anderen Gruppe zugeteilt werden, welche zurzeit alle ihre - in Deutschland würden sie Wandertage genannt werden - haben. Und da fahren eben alle mit dem Bus in andere Städte. Gestern ging es schon gleich nach Falun, heute sind wir in Uppsala. Tobi und ich haben gerade ein bisschen Pause, also hab ich mir gleich das nächste Internetcafé geschnappt und Tobi holt uns was zu essen.
Morgen fahren wir nach Västeras, übermorgen wird dann richtig spannend, zwei Städte an zwei Tagen mit Übernachtung: Stockholm und  Norrköping. Die letzte Stadt am Wochenende wird Örebro sein. Im Prinzip machen wir hier also einmal Mittelschweden in mehreren Etappen, richtig genial. Und nebenbei muss eine gewisse Anzahl von Schwedisch-Kurs-Stunden belegt werden, ich brauche noch 7, wann mach ich die denn? ;)

Ein schönes Land! :)
Ich hab nun leider keine Zeit mehr, wenn ich noch was essen möchte, vielleicht schaff ich es innerhalb der Woche noch mal! :)

Sonntag, 17. Februar 2013

What's in my bag?

Heute also mal großer Experimentier-Tag. Ich hatte ja mal gesagt, dass ich so was machen möchte, unabhängig davon ob es jemanden interessiert oder nicht. Dieser Blog bleibt wahrscheinlich ewig mein elektronisches Lifestyle-Tagebuch, aber ein paar Ausflüge kann man ja mal machen.
Ich finde Fashion- und Beauty-Blogs total faszinierend und lese auch sehr viele regelmäßig (siehe meine Lieblingsblogs in der Sidebar, die stalke ich regelrecht :D), aber ich selbst werde wahrscheinlich niemals einen zustande bekommen, auch wenn ich es vielleicht gerne möchte. Erstens fehlt mir das nötige Wissen, wie man so etwas am besten angeht, zweitens habe ich auch leider nicht so viel Zeit wie andere, die sich da wirklich in jede Mode- und Beautyzeitschrift reinknien und sie verschlingen, um immer up to date zu sein, drittens mangelt es auch ein bisschen am Geld, um jede Woche irgendwas neues zu kaufen, was man dann vorstellen könnte und viertens will ich keine Bilder von mir selbst im Internet haben, dafür hab ich zu viel Angst. Warum das so ist, hab ich schon mal geschrieben, aber ich bin jetzt zu faul, den Post zu suchen :P

Ich habe gestern endlich mal wieder meine Tasche aufgeräumt. Tobi hat schleunigst das Weite gesucht, als ich damit anfing, den Inhalt auf unserem Bett auszuleeren. Und dann kam mir der blödsinnige Gedanke, das alles auch noch zu fotografieren, um später über so viel Langweile lachen zu können. Die Bilder sind nicht besonders gut, denn ich habe meine Kamera in Deutschland vergessen. Das ist typisch Eileen, es wundert mich schon gar nicht mehr. Aber ärgern tut es einen natürlich schon. Die ganzen schönen Eindrücke aus anderen Ländern kann ich nur mit meinem Handy fotografieren. Grrrr. Großartig, Eileen.



Das da wäre erst mal meine Tasche. Ich hab natürlich noch andere, aber die benutze ich am liebsten, weil sie tausend kleine süße Geheimfächer hat, damit der ganz Kleinkram nicht total durcheinander purzelt. Sie ist von Tom Tailor, allerdings weiß ich leider nicht mehr ganz genau, wo ich sie herhabe. So, was ist da alles drin? Was schlägt Kerle so sehr in die Flucht? ;)



So viel ist das doch gar nicht ;) Da gibt es bestimmt Handtaschen, die mehr in sich tragen. Wie sagt Mario Barth? "Frag mal deine Freundin, ob sie einen Akku-Schrauber dabei hat. Sie sagt nicht nein, das mindeste, was sie sagt, ist: 'Ich guck mal'." So schlimm bin ich nicht.
Portemonnaie, Schlüssel, Kaugummis, MP3-Player, Zopfgummi(s), Taschentücher und einen USB-Stick haben andere vielleicht auch dabei, sogar Männer. Was auf dem Bild nicht drauf ist, ist mein Handy, ein Nokia E7-00, aber das ist natürlich auch immer dabei. Normalerweise führe ich auch immer meine Kamera mit mir herum, im Moment nun leider gerade nicht -.-
Und jetzt in der kalten Jahreszeit und vor allem in Finnland dürfen Handschuhe natürlich auch nicht fehlen. Einen Schreibblock und einen Stift hab ich auch immer dabei, meistens sogar noch keine Post-its.
Außerdem immer dabei ist Nasenspray und ein Spiegel. Zum Thema Beauty nehme ich immer nur das Nötigste mit, soll heißen: ein bisschen Mascara (Sexy Pulp von Yves Rocher), einen Lipgloss (von Rival de Loop), Haaryspray to go (Wellaflex - normalerweise benutze ich aber Elnett von Loreal, das ist nur zu groß für die Tasche), Deo (8x4), Handcreme ("Schöne Hände" von Yves Rocher), einen Labello, einen Eyeliner, was für die Nägel (Nagelpflege und Nagelglätter, beides von Pierre Ricaud) und Feuchtigkeitsspray (hydraspecific von Yves Rocher).


Spiegel und Mascara "Sexy Pulp" von Yves Rocher
Handcreme und Nasespray
Die beiden Produkte in weiß sind von Pierre Ricaud. Das längliche ist die Nagelpflege, das rechteckige der Nagelglätter
Feuchtigkeitsspray, Haarspray und Deo

Außerdem noch eine Eyeshadowbase "I love stage" von Essence und eine Liquid-Fondation von Perfect Stay. Manchmal kommt auch noch mehr Schminke mit, für die Augen oder was auch immer, das kommt immer darauf an, wie lange ich zum Fertig machen Zeit habe und wo es hingeht, logischerweise kann man sich ja nicht überall neu oder fertig schminken, deshalb mach ich normalerweise nicht so viel Firlefanz, dann hab ich abends auch weniger zum Abschminken. Denn ich bin ja faul ;)
Und natürlich einen oder mehrere Pinsel für das Ganze findet man auch in meiner Tasche, wenn schon, denn schon.

Hab ich was vergessen? Ach ja, das kleine Täschchen. Da ist alles drin, was man braucht, wenn es brenzlig wird. Ein Ersatz-Mascara, ein Eyeliner, ein kleiner Spiegel, Tampons, Wattepads, Zahnpasta, noch mal Labello, Gesichtscreme und ein Mini-Deo.
Ich bin berühmt-berüchtigt dafür, loszurennen wie ein Frisör und alles zu vergessen, solange ich nur an diese kleine Tasche denke, ist wenigstens nicht die totale Katastrophe. Was glaubt Ihr, wie oft ich schon Dinge vergessen habe. Es ist ein Wunder, dass ich noch meinen Führerschein, meinen Personalausweis, mein Handy, meinen MP3-Player und meine Schlüssel habe. Alles andere kann man ja theoretisch nachkaufen, auch wenn es immer ärgerlich ist. Kopf wie Sieb.

Eigentlich ist es ja eine ziemliche Zumutung, solche Bilder zu veröffentlichen. Die schlimmsten hab ich sogar gleich sein gelassen, doofes Handy. Aber es war eben nur ein Experiment. Merke: Nie wieder Kamera vergessen!

Samstag, 16. Februar 2013

Vierte Etappe: Seinäjoki/Finnland

Hyvää päivää! :)
Es sind "nur" noch -3° C, also nicht mehr ganz so kalt wie in den letzten Tagen, trotzdem reicht es mir schon wieder. Finnland ist zwar echt schön, aber ich brauche Wärme um mich herum. Sonst ist hier aber alles total faszinierend, die Natur um uns herum beneidenswert, die Arbeit interessant und die Gastfamilie total süß. Vorher aber erst mal wie gewohnt mein Fazit zur Irland.

I R L A N D - F A Z I T :

Es ist mir wirklich komplett schleierhaft, warum zwei unerfahrene, ausbildungslose und chaotische Deutsche, die noch nicht mal ein Wort Gälisch sprechen konnten, für diese Knochenarbeit mit Jugendlichen genommen wurden. Ich hatte in meiner Tanzschule schon viel mit Kindern und anderen Leuten zu tun und auch Tobi war in England ja voll bei der Sache mit ganz vielen Menschen, aber solche komplizierten Jugendlichen, das war für uns Neuland. Wir haben keine sozialpädagogische Ausbildung, wir sind keine Psychologen. Und obwohl unsere Aufgabe nicht die Problembetreuung der Jugendlichen lautete, wurden wir dennoch sehr oft damit konfrontiert. Es war nicht ohne und so extrem anstrengend, dass ich manchmal sogar kaum schlafen konnte, weil es mir nicht aus dem Kopf ging, dass das suizidgefährdete Mädchen sich zum achten Mal umbringen wollte, dass zwei kleine Mädels von dem aggressivsten Typen erpresst wurden, dass das Jugendamt jeden zweiten Tag vor der Tür stand und einige Problemfälle abholen und in den Knast stecken wollte. Robert hat sich da standhaft geweigert, denn er findet, dass Abschiebung auch keine Lösung ist. Einer davon hat zwar eine riesige Strafakte und es ist durch das Jugendamt dann eben herausgekommen, dass er mehrere Autos geknackt hat. Er wird irgendwann seine Strafe absitzen müssen, unser vorlauter Sean, der auch schon Tobi bepöbelt und bespuckt hat. Wie kann man bei einem Kind so sehr versagen? Aber darüber darf ich mir kein Urteil erlauben.
Dieser Job griff extrem unsere Psyche an. Ich frage mich, wie Fiona das schafft, immer komplett ruhig und gelassen zu bleiben. Ich könnte das nicht machen, ich wäre nach einem halben Jahr ausgepowert und verbraucht. Wobei Pferde in so einem Fall wirklich sehr helfen. Das hat auch Tobi, der mit Pferden überhaupt nichts am Hut hat, mitbekommen und ist einmal zu mir in den Stall gekommen, als ich gerade in einer Box an der Wand angelehnt saß und das Pony Myre aus meinem Schoß Möhrchen geknabbert hat. Tobi setzte sich zu mir. Dann starrte er eine halbe Stunde lang ins Leere. In solchen Momenten arbeitet es in ihm auf Hochtouren und man lässt ihn dann in Ruhe. Ich habe nämlich das Gleiche gemacht.

Also: Irland heftig, am Montag angekommen in Finnland, genauer gesagt in Seinäjoki, eine Stadt im Westen des Landes. Es ist hier verdammt kalt, aber sehr hell, die Sonne geht sehr spät unter und auch früh wieder auf. Und einmal haben wir sogar schon Polarlichter gesehen. Zwar nur ganz leicht, aber ich war trotzdem komplett fasziniert.




S E I N Ä J O K I :

Die Stadt selbst ist recht überschaubar, zusammen mit den ganzen Gemeinden bin ich dann aber schon wieder überfordert. Vor allem, weil ich kein Finnisch kann. Die Stadt ist eher modern angelegt, wie ich finde, ist aber trotzdem irgendwie schön, obwohl ich nichts vom Zupflastern mit Glaskästen halte. Die Menschen hier sind sehr ausgeglichen und friedlich, in der gesamten Stadt und auch im Umkreis sind noch Nachwirkungen von den Weltkriegen, der Industrialisierung und den russischen Einflüssen erkennbar, zum Beispiel habe ich nicht erwartet, dass es in diesem naturverbundenen und vor allem dünn besiedelten Land so viele Medien gibt. Und hauptsächlich ist das Nachbarland Russland in den Schlagzeilen. Wobei unser Gastvater uns erzählt hat, dass sehr viel nur geheuchelt wird. In Seinäjoki selbst sind viele Menschen schlecht auf Russland zu sprechen und einige haben sogar einen riesengroßen Hals auf Nachbarland Nummer 2: Schweden. Außerdem läuft uns fast jeden Abend, wenn wir zurück zur Gastfamilie fahren, ein Elch über die Straße.
Übrigens kommt Schlagzeuger der Band Sunrise Avenue, Sami Osala, aus der Stadt Seinäjoki. Unser Gastvater hat sogar mal mit dessen Vater zusammen gearbeitet! ;)


U N S E R E   G A S T F A M I L I E :

Unser Gastvater heißt lustigerweise Viggo. Komisch, dass man dann sofort an "Der Herr der Ringe" denkt ;)  Unsere Gastmutter ist Alva. Zusammen haben sie eine Tochter, Neea (7) und einen Sohn, Väinö (13). Süße Kinder, nur zeitweilig etwas anstrengend. Väinö hat gerade seine erste Freundin, die er jeden zweiten Tag stolz nach Hause bringt - und die 15 ist. Ihr Name war irgendwie Kerttu oder so, finnische Namen sind fast noch schwieriger als kroatische. Vor allem kann man die Aussprache nicht so wirklich üben. Kroaten rollen das R, das kann man sich beibringen, aber Finnisch klingt, als ob die Menschen keine Luft bekommen, vielleicht auch weil alles so schnell ist. Aber wie soll man denn bitte üben, zu sprechen wie ein Asthmaanfall? :D


U N S E R E   A R B E I T :

...ist die bisher entspannteste von allen. Wir sind in der Fachhochschule von Seinäjoki dazu eingeteilt, Touristen die wirklich monströse Bibliothek zu zeigen. Tobi und ich könnten Bücher heiraten und ich bin jedes Mal fasziniert, wenn ich diese Bibliothek betrete, aber vom Arbeitsaufwand her heißt es endlich mal durchatmen, so dass uns sogar noch Zeit für andere Dinge bleibt. Wir konnten also schon die Stadt selbst richtig gut erkunden (natürlich nicht ohne shoppen für mich :D), gestern haben wir sogar einen Tagesausflug nach Helsinki gemacht, das war im Arbeitsplan mit drin. Im Prinzip ist das hier wie eine Studienreise, denn neben Sprachkurs (Hilfe, ich verzweifel an der finnischen Sprache!) haben wir auch finnische Geschichte, Kunst, Kultur und Musik. Bei Musik sprechen natürlich alle Finnen ganz stolz von HIM, Nightwish, Sunrise Avenue, The Rasmus und Sonata Arctica. Natürlich noch von vielen anderen, aber das sind die, die wenigstens kenne ;)
Auch in Helsinki durften wir die große Stadtbibliothek besichtigen, hatten ein bisschen Freizeit zum Shoppen (ich habe meiner Mama jetzt schon das 9. Souvenir gekauft - und das in fünf Wochen!) und waren dann abends noch auf einer Kulturmesse eingeladen. Also hier herrscht mehr angucken und lernen als selbst machen, tut auch mal ganz gut. Wenn es am Montag dann ins Nachbarland Schweden geht, heißt es ja wieder volle Power geben!

Obwohl wir mehr Zeit haben und ich natürlich dann meine Zusammenfassung schon längst mal hätte posten können, bin ich trotzdem nicht dazu gekommen, weil ich einfach Zeit brauchte, um noch die zwei Wochen mit Kroatien und Irland verarbeiten musste, in denen wirklich am meisten Zeitentzug herrschte. Wir sind davon jetzt immer noch ausgepowert, von daher ist es ganz gut, dass wir jetzt eher Bücherurlaub gemixt mit ein bisschen Finnland von vorne bis hinten kennen lernen haben dürfen. Ein schönes Land und sehr nette Einwohner! Bisher habe ich bei jeder Etappe unserer Reise am Ende sagen können: "Hier will ich wieder herkommen!"

Donnerstag, 14. Februar 2013

Valentinstag...

...ist für mich völlig überflüssig. Dieser Tag ist ja irgendwie wie jeder andere auch. Wer ist denn bitte dieser Valentin? Mein Dashboard war heute voll mit Valentinstags-Posts, alles rot und rosa, viele Herzchen, meine Lieblingsmodebloggerinnen haben fleißig ihre Tagesoutfits gepostet, alle total übereifrig. Versteh ich nicht. Es ist ein Tag wie jeder andere auch! Sicherlich gehöre auch ich zu den hoffnungslosen Romantikern und liebe es, wenn man sich gegenseitig kleine Aufmerksamkeiten schenken kann. Aber das kann man jeden Tag im Jahr tun und nicht auf Teufel komm raus nur am 14. Februar! Und warum eigentlich dieser Tag? Sommerwärme wäre zum Kuscheln und Knistern doch viel schöner ;)

Hier in Finnland wird das zum Glück nicht ganz so verbissen betrachtet, der 14. Februar wird hier eher als "Freundschaftstag" gefeiert und man hinterlässt sich anonym kleine Geschenke. Wir hatten heute Morgen ein kleines Päckchen mit finnischem Honig, Fazer-Schokolade und einem kleinen Elch-Plüschtier vor unserer Zimmertür stehen. Ich könnte schwören, es war unsere Gastmutter! :)

Autsch, meine Finnland-Zusammenfassung lässt auf sich warten, diesen Post über den für mich nervigen Valentinstags-Quatsch habe ich mal eben schnell in der Mittagspause zusammen geklatscht, das andere erfordert ein bisschen mehr Zeit, hm.


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Dienstag, 12. Februar 2013

Selbstinszenierung.

Ich bin eigentlich total kaputt, denn wir sind gestern in Seinäjoki/Finnland angekommen (es ist verdammt kalt hier oben, dadurch dass ich bisher eher an Mittelmeerwärme gewöhnt war!), aber ich hätte nie gedacht, dass mein Blog einmal einen Geburtstag schafft, deshalb nehm ich mir jetzt etwas mehr Zeit für ihn. Obwohl ich hier im Ausland durch die viele Arbeit zwar relativ wenig, aber immerhin etwas regelmäßig zum Bloggen komme, lass ich mir die Zeit nicht nehmen, andere Blogs zu lesen. Ganz vorne dran stehen natürlich meine neun Lieblinge links in meiner Sidebar, die ich regelrecht stalke, weil ich einfach so begeistert von diesen Blogs und natürlich auch deren Autorinnen bin. Natürlich stöber ich auch gerne andere Blogs neugierig durch, das ist einfach inspirierend und vor allem auch beruhigend, wenn man total unter Strom steht.

Bei meinen Lieblings-Blogs an zweiter Stelle steht die Luisa Lion von Style Roulette. Ihr folge ich noch nicht so lange, denn ich habe sie leider erst sehr spät entdeckt und dann erst mal eine Weile gebraucht, um ihren gesamten Blog, also alle Posts von über zwei Jahren, durchzulesen, denn wenn ich etwas gut finde, will ich alles davon aufsaugen ;)
Vor einiger Zeit hat sie einen kleinen Film gepostet, in dem sie selbst auch mitspielt. Es ist eine Dokumentation über das Thema Selbstinszenierung.



Ich empfehle jedem, sich dieses lehrreiche Filmchen einmal anzusehen, mich hat es zumindest sehr zum Nachdenken gebracht und deshalb werde ich jetzt meinen ellenlangen Senf dazu mal aufschreiben! Das Ganze ist sehr subjektiv und meine eigene Meinung, es stört mich also nicht, wenn das jemand anders sieht.

Was ist Selbstinszenierung? Jede freie Minute habe ich darüber nachgedacht, schon die gesamte letzte Woche. Jeder Mensch inszeniert sich im Prinzip selbst, das war mir vorher gar nicht so bewusst gewesen. Aber schon allein, wie man sich anzieht, wie man aussieht, wohin man geht, was man macht, was man sagt und vor allem wie man es sagt. Die einen erhalten mehr Aufmerksamkeit, die anderen weniger.
In dem Film ist das Thema ziemlich wissenschaftlich und vor allem eher kritisch aufgegriffen, was mir persönlich gut gefallen hat. Eigentlich mag ich es nicht, wenn Menschen aus jeder Kleinigkeit eine Wissenschaft machen, aber es kommt dabei immer ein bisschen darauf an, worum es geht. Einige Sachen sind ja wirklich ein kleines Phänomen, vor allem, wenn sie durch Medien verstärkt werden können. So auch das Thema "Selbstinszenierung".


Je mehr ich darüber nachdenke, desto faszinierender und spannender finde ich dieses Phänomen, wie es im Film ja auch mehrmals genannt wird. Vielleicht sollte ich nochmal überdenken, was ich ab Oktober studieren will ;)

Es steht für mich die Frage im Raum, ob so viel "Selbstinszenierung" überhaupt nötig ist oder ob wir alle nur an Aufmerksamkeitsdefiziten leiden. "Der Drang zur Selbstinszenierung" klingt ja auch ein wenig, als ob es wie ein Wettbewerb ist. Der, der die meiste Aufmerksamkeit bekommt, der hat es am leichtesten, der wird von der beeinflussten Masse auf Händen getragen. Alle machen natürlich mit, denn jeder will etwas vom Kuchen haben. Hm, Gruppenzwang konnte ich noch nie leiden. Aber so kommt die Grundaussage des Films bei mir an.

In dieser Dokumentation werden drei Personen vorgestellt, die sich auf ihre eigene Art selbst inszenieren. Das ist Luisa als erfolgreiche Modebloggerin, Kickboxer Julian, der sich eine internationale Karriere wünscht, und Noah, die als Moderatorin Erfolg haben möchte. Sie werden in ihrem alltäglichen Leben von Kamerateams begleitet, damit man einen Einblick bekommt, was sie tun, um ihrem Ziel näher zu kommen. Als ob es so einfach wäre, dass heutzutage jeder berühmt werden kann.

Von diesen frei Personen am sympathischsten ist mir immer noch Luisa, und das nicht nur, weil ich ihren Blog verfolge und toll finde, sondern weil sie für mich die Einzige von den dreien ist, die ihr eigenes Ding durchzieht und sich nicht verbiegen lässt.
Das ist mit einem Blog ja auch viel einfacher, denn da kann man sich austoben und im Prinzip machen, was man will. Niemand schreibt einem vor, was man zu posten hat, ob es letztendlich bei den Lesern ankommt, erfährt man zwar erst hinterher, aber dadurch, dass man vorher nie sicher sein kann, ob das gut ist, was man macht, finde ich, wirkt das Ganze noch ein bisschen realer. Luisa ist ihr eigener Herr, sie inszeniert sich, wann sie es will, wie sie es will und wo sie es will. Ob nun über ihren Blog, über Youtube oder Facebook, das spielt keine Rolle. Ihre Leser mögen sie wahrscheinlich, weil sie das tut, was ihr Spaß macht. Dass das nun zufälligerweise ganz vielen anderen gefällt, ist eben Glückssache. Wobei sie es meiner Meinung nach mehr als verdient hat! Sie bloggt seit über zwei Jahren über Mode und Fashion und hat sich bereits eine ziemlich große Fangemeinde aufgebaut und viel Einfluss erlangt, so dass sie mit Modefirmen zusammen arbeiten darf und zu Modeevents eingeladen wird. Da steckt natürlich viel harte Arbeit hinter, das kommt nicht alles von heute auf morgen. Aber ich bewundere sie dafür, dass sie das geschafft hat und nun in der Modewelt ziemlich weit oben mitmischt. Ich wünsche ihr natürlich noch viel mehr.

Kickboxer Julian lässt sich coachen und erhält Trainingseinheiten, um professionell zu wirken und besser anzukommen. Dadurch schlüpft er in eine Rolle, die bei mir nicht unbedingt positiv ankommt. Man soll authentisch wirken, trotzdem professionell, aber man soll man selbst bleiben. Schwierig. Einige bekommen das hin, zum Beispiel würde ich das bei Lady GaGa so sehen, obwohl sie mir tierisch auf den Keks geht, aber Julian wurde in eine Schublade gestopft. Meine Meinung ist natürlich nur subjektiv, jeder nimmt ja etwas anderes wahr, auf jeden wirkt so etwas ganz unterschiedlich. Ich bin eben so gewickelt, dass ich mich niemals coachen lassen würde. Lernen, natürliche Emotionen rüberzubringen, kann man eigentlich nur ganz alleine, wenn es echt wirken soll. Julians Ehrgeiz in allen Ehren, aber wenn er in der Branche ganz nach oben will, wird seine Inszenierung im Prinzip von irgendwelchen Managern oder Firmen vorgeschrieben. Er lässt sich ziemlich verbiegen, wie soll er dann noch echt und als er selbst rüberkommen? Wer weiß, andere würden mich jetzt wahrscheinlich vollmotzen, wie ich nur so etwas sagen kann, weil der Junge auf sie doch ganz anders wirkt. Meine Meinung gehört zu meiner eigenen Selbstinszenierung.

Noah, die Fernsehmoderation, ist für mich der größte Streitpunkt von den dreien. Wenn man etwas moderiert, schlüpft man sowieso in die größte Rolle der Selbstinszenierung. Ob die echt ist, darüber würde ich persönlich eher streiten. Man hat einen Text, den man zu sagen hat, das Aussehen wird bestimmt, jeder Schritt und jede Sekunde wird durchgeplant. Selbst ihr Styling wird von anderen entschieden, Maskenbildnerin trifft es hier wortwörtlich. Geht es nur um Äußerlichkeiten, um gut anzukommen?
Ich guck nicht besonders viel Fernsehen und Talkshows eigentlich nur, wenn mich das Thema interessiert. Aber ich achte bei den Moderatoren vielmehr darauf, was sie sagen als darauf, dass die   rote Hose nicht mit der Farbe des Lippenstiftes übereinstimmt. Wahrscheinlich bin ich da ein bisschen verschoben. Früher in der Schule sollten wir Talkshows analysieren, ich hatte meistens das Thema verfehlt. Irgendwie glaube ich sogar, dass die meisten Menschen darauf achten, wie jemand etwas sagt, wie seine Körperhaltung dazu ist, seine Gestik, seine Mimik. Und daraus ergibt sich dann ja, ob er das, was er sagt, auch vertritt. Wenn man sich mit seinem Aussehen und seiner Körpersprache gut fühlt, wirkt man automatisch selbstbewusster. Ist das alles, was einen guten Moderatoren ausmacht? Kann es im Prinzip egal sein, was er sagt, wenn er dabei nur gut aussieht und schön lächeln kann? Das kann ich gar nicht glauben. Make-Up verändert gewisse Werte und die gesamte Person natürlich nicht, also man hat dann immer noch seinen eigenen Stil, aber ich persönlich würde ja schon wahnsinnig werden, wenn man mir vorschreibt, welches Make-Up, welchen Lidschatten, welchen Lippenstift und welches Haarspray ich nehmen soll, damit ich angeblich viel besser wirke. Wenn man mich wie eine Barbiepuppe anpinselt und ich mich damit nicht wohl fühle, wie soll das dann bitte authentisch wirken? Oder ist das jetzt der Trend, dass man sich verkleidet, eine Maske aufsetzt?

Das meine ich nicht nur so, weil ich Luisas Blog und sie selbst als Person schon total ins Herz geschlossen habe, sondern weil ich einfach mit so viel hochgepushtem Glitterkram, perfektionierten Fassaden und Schauspielerei, um echt zu wirken, nichts anfangen kann. Wenn in der heutigen Welt wirklich der Drang zur Selbstinszenierung herrscht und sich die meisten irgendwo hinstopfen lassen, um auch mitmischen zu können und Aufmerksamkeit zu bekommen, gleichzeitig aber alle sie selbst bleiben sollen, um echt zu wirken, dann ist das für mich gefährliches Glatteis. Wenn ich wirklich das Bedürfnis danach hätte, würde ich vielleicht auch das Projekt eines Modeblogs starten, denn da ist man wenigstens sein eigener Herr und muss niemandem gehorchen, obwohl im Film die Rede davon ist, dass man heute in der medialen Welt sich den Regeln der Medien unterwerfen muss, um anzukommen. Muss das wirklich sein?
Das Internet war mir schon immer suspekt. Auch damals vor einem Jahr, als ich angefangen habe zu bloggen, da war es sogar noch schlimmer. Mein Blog ist nur mein Tagebuch, das sieht man ja sehr deutlich an der Leserzahl. Ganz ehrlich, ich brauche das nicht. Ich schreibe, weil es mir gut tut, weil ich so viele Dinge am besten verarbeiten kann und weil ich für die klassische Tagebuch-Variante leider nicht die nötige Zeit habe. Natürlich inszeniere ich mich auf die Art auch irgendwie selbst, denn all das ist immerhin mein Leben und ich teile es mit der Öffentlichkeit. Das war aber nie das Ziel meines Blogs. Es ist mir im Prinzip egal, wer sich das durchliest und seinen Senf dazu gibt und wer es eben bleiben lässt. Versteht mich nicht falsch, ich freue mich immer über ehrliche, sachliche und lehrreiche Kommentare, aber die Follower-Zahl hat nicht einen ganz so hohen Stellenwert. Ich könnte wahrscheinlich nie berühmt sein, weil ich es nicht mag, total im Mittelpunkt zu stehen, ich brauche kein Rampenlicht. Ich habe mir mit diesem Blog ein kleines Bisschen meine eigene Welt aufgebaut, er ist jetzt ein Jahr alt. Weiterentwickelt habe ich mich in dieser Zeit schon, auch wenn es für viele wahrscheinlich nicht zu sehen ist. Ich habe ständig von Veränderungen geschrieben, aber viele werden sich fragen: Ja, was hat sie denn nun verändert? Gar nichts, bis auf ein bisschen Design. Das mag vielleicht stimmen, aber ihr wisst nicht, wie es in mir aussieht. Es war mir von Anfang an klar, dass dieser Blog mein Marmeladenglas wird, das eben nicht nur für mich zugänglich ist, sondern auch noch für viele andere. Aber das entscheidet jeder selbst. Ich bettle nicht um Kommentare und Leser in sozialen Netzwerken, ich habe zwar Blog-Zug, allerdings funktioniert das zur Zeit bei mir eh nicht, ich schreibe hin und wieder Kommentare und freue mich auch über Antworten, aber ich lebe ein bisschen mein eigenes Blogger-Leben, abgeschirmt von der "sich inszenierenden" Außenwelt.

Medien können gefährlich sein. Je nachdem, wie man mit ihnen umgeht, wer mit ihnen umgeht und wo man mit ihnen umgeht. Ich glaube, ich habe für mein Leben lang den totalen Knacks zu diesem Thema wegbekommen, deshalb schaffe ich es ja eben auch nicht, das anonyme Dasein zu verlassen. Vor einem Jahr habe ich dennoch wirklich lange überlegt, ob ich nicht doch vielleicht das Projekt eines Mode- und Fashionblogs starten möchte. Getraut habe ich es mich dann doch nicht, und zwar aus zwei Gründen. Zum Einen bin ich immer noch nicht so weit, dass ich vergessen kann, was damals passiert ist, ich möchte also nach wie vor anonym bleiben und nicht mein Gesicht zeigen und da wird die eigene Inszenierung ja schon automatisch drastisch blockiert, denn wenn niemand weiß, wie ich aussehe, wie soll ich dann auf andere wirken, wie sollen mich andere dann wahrnehmen? Und zum zweiten habe ich schlicht und einfach zu wenig Zeit, um regelmäßig über Mode, Beauty und Fashion zu posten. Da ist meine derzeitige Arbeit im Ausland, die wirklich ganz schön schlaucht und nicht zu unterschätzen ist, da ist meine Tanzschule in Deutschland, für die ich Leib und Seele aufopfere und voll bei der Sache bin, und da ist auch mein späteres Studentenleben, das im Oktober beginnt und das ich erfolgreich meistern möchte. Wenn man aber mit einem Modeblog Aufmerksamkeit erregen und vor allem viel beeinflussen will, muss man präsent sein und immer Neues posten, am besten mehrmals pro Woche, das habe ich schon gelernt. Ich kann es mir aber nicht leisten, mein derzeitiges Leben davon ein bisschen abhängig zu machen. Dafür bin ich zu neugierig für das Ausland und zu sehr Tänzerin durch und durch.

Als ich angefangen habe, bin ich da ein wenig spröde rangegangen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum ich das tue, wenn es doch keinen interessiert. Dass es für mich selbst ist, es hat eine Weile gedauert, bis ich das kapiert habe. Und mittlerweile interessiert es mich eben auch nicht mehr, ob und wen es interessiert. Ich bin echt nicht so der Aufmerksamkeitstyp, ich brauche eigentlich keine Selbstinszenierung, obwohl sich ja jeder Mensch irgendwie selbst inszeniert, die einen mehr, die anderen weniger. Dass jede Begegnung mit einem anderen Menschen davon geprägt ist, glaube ich gut und gerne. Auch jedes Foto, jedes Video, jedes Lied, jeder Vortrag, jedes Outfit, jede Stimme, jedes Gefühl und jedes Buch. Das sind Mittel, um auf Menschen zu wirken.
Dass man damit Erfolg, unzählige Klicks, positives Feedback, Einladungen zu irgendwelchen Events und in Luisas Fall Mode geschenkt bekommt, ist ein schöner Nebeneffekt, sollte allerdings nicht das Ziel sein, denn das geht schief, so viel habe ich auch schon begriffen. Man kann nicht von Anfang an erwarten, dass alle gut finden, was man macht. Ich finde Menschen, die nur ihr Ding machen wollen, also das, was ihnen Spaß macht, und sich lediglich darüber freuen, dass sie so viel Aufmerksamkeit bekommen, sie aber nicht unbedingt gesucht haben, irgendwie viel sympathischer als Menschen, die von Anfang an darauf angelegt waren, so viele Klicks/Leser/Publikum/Follower wie möglich zu bekommen. Das macht doch dann auch keinen Spaß mehr!?
Wenn ich andere Blogs betrachte, achte ich zuallererst darauf. Tut der Blogger/die Bloggerin das, weil es ihm/ihr Spaß macht oder will er/sie bloß im großen Raum der Aufmerksamkeit mitmischen? Wenn ja, dann gefallen sie mir nicht, egal, worüber sie posten. Sollte das nicht der Fall sein und sie bloggen, weil es ihr Herzblut ist, weil sie es lieben, weil sie nicht ohne können, dann kommt die Sympathie bei mir automatisch.


Ich finde, Selbstinszenierung ist total vielfältig. Sie kann nerven, wie für mich persönlich bei Lady GaGa oder anderen überdrehten Leuten, die fälschlicherweise als Star bezeichnet werden, sie kann faszinieren wie bei meinen Lieblingsblogs, bzw. deren Autorinnen (auch die Luisa ist ganz vorne dabei), sie kann gefallen wie bei meinem Freund, sie kann überraschen wie bei mir selbst, da ich nie gedacht hätte, dass ich es erstens mal ein Jahr schaffe, über mein Leben zu schreiben, dass ich mich zweitens mittlerweile sogar im Ausland mehr oder weniger selbst inszeniere und dass ich drittens sogar meine Vergangenheit immer mehr von mir wegschieben kann. All das hat mir mein Blog gegeben und gezeigt, durch ihn entwickelt sich mein Leben weiter. Ich kann Luisa also schon verstehen, wenn sie sagt: "Mein Blog ist mein Leben." Ab einem bestimmten Punkt ist das so.
Es ist spannend, was das Internet alles mit einem anstellen kann. Auf Youtube konkurrieren Unterhalter wie Freshtorge oder Ytitty, auf Facebook rangelt sich jeder um die meisten Likes, selbst unter Bloggerinnen beginnt leider schon Neid, Arroganz und Gleichgültigkeit. Wenn man aus dem gleichen Grund etwas tut, sollte man sich doch zumindest helfen, negative unsachliche Kommentare sind da total fehl am Platz. Eigentlich muss man das nicht so verbissen sehen. Es herrscht kein Druck, sich selbst zu inszenieren. Ich denke, wenn man das aus Spaß macht, hat man immer noch mehr Erfolg als Leute, die es aus Trotz, Druck oder Neid machen.


Und deshalb, liebe Luisa, liebe ich Deinen Blog! :)

Ich habe leider etwas länger gebraucht als geplant. In den nächsten Tagen dann wieder meine Zusammenfassung zu Finnland und natürlich auch mein Fazit zu Irland!

Freitag, 8. Februar 2013

Happy Birthday, Marmeladenglas.

Heute wird mein kleines Marmeladenglas ein Jahr alt.


Vor genau 365 Tagen habe ich mit dem Bloggen begonnen, ich habe mir heute dazu mal wieder meine allerersten Posts reingezogen. Mein erster Eintrag hat folgenden Namen:


Ich habe ein Jahr durchgehalten, es werden wahrscheinlich noch viele Jahre, denn dieser Blog ist mittlerweile ein Teil meines Lebens. Er ist für mich, nur für mich, und ich kann tun und lassen, was ich will und mich austoben, wie ich es will. Ich kann mein Leben aufschreiben und weiß dann, dass es mir gut damit geht. Ich interessiere mich nicht dafür, wer sich das hier durchliest, obwohl ich mich natürlich über jeden Kommentar freue, aber Leserzahlen sind mir immer noch nicht besonders wichtig. Ich find es, so wie es ist, perfekt. Das Einzige, was ich vielleicht ändern würde, sind die Posts selbst, aber dafür fehlt mir erstens die Zeit und zweitens der Mut.


Angesichts dieses bedeutenden Tages hab ich nachgedacht, ob ich dazu irgendetwas besonderes tun soll. Hm, etwas Besonderes ist mein kleines Leben wahrscheinlich nicht, aber ich wollte einen Nachdenk-Post zum Thema "Selbstinszenierung" machen, weil ich dazu ganz viel zu schreiben hätte und vor allem neulich auch einen genialen Film dazu gesehen habe. Mal gucken, wann ich das hinkriege, das Wochenende ist ja jetzt erst mal vollgepackt.

Mittwoch, 6. Februar 2013

Dritte Etappe: Galway/Irland

Die Woche in Kroatien ist in allen Knochen zu merken, man fühlt richtig, dass wir jetzt woanders angekommen sind, es wird nämlich ein klein bisschen ruhiger, aber trotzdem immer noch anspruchsvoll und vor allem ziemlich ermüdend. Wir sind jetzt in Galway, einer kleinen Stadt im Westen Irlands, gelandet. Vorerst mal wieder mein Fazit zu Kroatien!


K R O A T I E N - F A Z I T :

Es war eine anstrengende, aber total aufregende Woche in der kroatischen Hafenstadt Zadar. Zeit war zwar ein Fremdwort und wir hatten in unserem anspruchsvollen Job auch echt viel zu tun, aber die Erfahrung hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich vermisse Ninka jetzt schon ;)
Unsere Gastfamilie war sehr durchwachsen. Anfangs total nett, am Ende konnte ich mit der einen Tochter, Zlata, überhaupt nicht mehr. Die hat mich auf Kroatisch angeschrieen und es total genossen, dass ich kein Wort verstehe. Ninka hat mir dann fassungslos übersetzt, dass sie mich "Miststück" und "Schlampe" genannt hat und dass ich Tobi nicht verdient hätte. Schade, ich habe ihr nie was getan, laut Ninka war sie wohl sehr eifersüchtig.
Unsere Arbeit fand ich total spannend, im Prinzip haben wir mit unserem eigenen Leben gearbeitet, denn das, was wir sind, das durften wir präsentieren. Mit der Chefin, Voka, haben wir auch noch Kontakt. Alles in allem eine tolle Woche mit wenig Schlaf, aber dafür vielen neuen Eindrücken. Und natürlich war ich mal wieder ganz traurig, als wir wieder gehen mussten. Mit Ninka wird so oft geskypt wie möglich!



Nun aber zu unserem neuen Aufenthaltsort. Ich muss sagen, ich wollte Zeit meines Lebens schon immer mal nach Irland. Dass sich dieser Traum jetzt erfüllt hat, ist wirklich der totale Wahnsinn. Die grüne Insel ist sogar noch schöner, als ich sie mir vorgestellt oder auf Bildern gesehen habe. Zuerst angekommen sind wir in der Hauptstadt Dublin, die wir auch noch eine Weile begutachten konnten, bevor es mit dem Zug weiter nach Galway ging.



G A L W A Y :

...heißt auf Gälisch Gaillimh, aber vor der irischen Landessprache hab ich jetzt schon kapituliert. Ist eine ziemlich süße Stadt, mit den ganzen Pubs. Allerdings gibt es nicht ein landestypisches Restaurant. Also wenn man mal schön irisch essen gehen will, Fehlanzeige! Dafür gibt's viele Italiener und Chinesen. Die Stadt liegt direkt am Meer, deshalb kann man überall Fisch essen, was für mich jetzt nicht ganz so optimal ist, denn ich mag keinen Fisch. Alles wirkt hier total entspannt, lässig und spontan, immer für eine kleine Party zu haben. Und so scheinen auch die Menschen Irlands zu sein. Besonders hier in Galway sieht es so aus, als ob die Leute das Leben genießen. In Dublin herrschte eine nicht ganz so relaxte Stimmung. Hier sind viele total kreativ, erst gestern haben wir einen Straßenmaler gesehen, der mitten in der Innenstadt mal eben ein 3D-Kunstwerk aus dem Hut gezaubert hat. Tobi und ich haben uns hier auf jeden Fall eine Kneipentour vorgenommen.



U N S E R E   G A S T F A M I L I E :

...ist eine typisch irische Familie, die sogar keltische Vorfahren hat. Mal wieder sind wir in einer sehr lebhaften Familie gelandet. Ann und Thomas haben drei Kinder, die alle etwas jünger als wir, aber trotzdem sehr liebenswürdig sind. Aine ist die Älteste, dann kommt ihr Bruder Tadhg und die Jüngste ist Saoirse. Ich habe bei allen drei Namen immer noch keinen Plan, wie man die ausspricht. Tadhg ist schon ganz genervt, weil er seinen Namen immer wieder wiederholen muss, die Mädels finden das eher lustig.
Die Familie wohnt mitten in Galway, die Kinder gehen vier Straßen weiter zur Schule und die Eltern arbeiten am Stadtrand. Sehr häufig bringen die Kinder irgendwelche Freunde nach Hause, dann geht es noch turbolenter zu als sonst. Besonders Aine hat da sehr zu tun, sie scheint ziemlich beliebt zu sein. Das Gerücht, dass alle Iren rothaarig sind, ist wirklich nur ein Klischee, denn unsere gesamte Gastfamilie ist dunkelblond.

U N S E R E   A R B E I T :

Wir arbeiten nicht direkt in Galway, sondern in einem kleinen Ort mitten in Connemara. Unser Arbeitsplatz ist ein Reiterhof. Ich weiß, das klingt etwas seltsam und Tobi war auch zuerst total schockiert und dann eher skeptisch, denn der hat mit Pferden absolut gar nichts am Hut.
Ich schon eher. Ich darf mich um die Pferde kümmern, sie für Reitgäste fertig machen und gelegentlich auch selbst reiten. Übermorgen darf ich sogar meine allererste Reitstunde selbst geben, denn Fiona, die Tochter der Reiterhof-Familie und unsere "Chefin", hat etwas anderes zu tun und keine Zeit dafür. Fiona ist total cool, es geht von ihr aus, dass ich auch mal mit ihr zusammen ausreiten kann, denn eigentlich darf ich das nicht. Ich habe Erfahrung mit Pferden, früher war ich regelmäßig reiten. Aus Zeitmangel musste ich leider aufhören, dann kam halt die Tanzschule, aber so was verlernt man nicht ;)
So, was macht Tobi? Dessen Skepsis ist nicht mehr ganz so groß, denn er hat wirklich wenig mit den Pferden zu tun.
Der Reiterhof ist ein Projekt. Hier wohnen viele Jugendliche mit sozialen, finanziellen oder schulischen Problemen. Für einige ist es die letzte Chance, sie sollen hier lernen, wieder Verantwortung für etwas zu übernehmen. Die Mädels, die hier leben, haben meistens alle ein Pflegepferd, um das sie sich kümmern müssen, die Jungs manchmal auch, aber die meisten bekommen spezielle Trainingseinheiten. Tobi ist für die Jungs wie eine Vertrauensperson, denn für viele ist es einfacher, etwas einem so ziemlich Gleichaltrigen zu erzählen, als dem Jahre älteren Robert, der für die Jugendlichen eigentlich verantwortlich ist. Demnach bin ich auch für die Mädels da, denn einige wollen auch nicht alles mit einem erwachsenen Mann bereden, man kennt das ja.
Tobi ist sozial hochengagiert, er hat auch dafür ein Händchen. Zurzeit versucht er, einige Jungs, die schon als hoffnungslose Fälle abgestempelt wurden, hinter dem Ofen hervorzulocken und dieser typischen Abwehrhaltung entgegen zu treten. Eigentlich nicht gerade ungefährlich, zwei der Jungs und auch ein Mädchen sind extrem aggressiv und haben eigentlich überhaupt keinen Bock. Einmal wurde er schon fast verprügelt und auch schon zweimal angespuckt, wobei Robert dann immer sofort zur Stelle ist. Das ist hier kein Zuckerschlecken, zwar von der Zeitaufteilung ruhiger als in Kroatien, aber dennoch viel härter als Zadar und Valencia zusammen. Ich frage mich ernsthaft, warum wir für solche Fälle genommen wurden, wir haben ja nicht einmal eine sozialpädagogische Ausbildung.

U N S E R E   B I S H E R I G E   W O C H E  /  U N S E R   Z E I T P L A N :

Jeden Tag müssen wir 6 Uhr aufstehen und fahren mit einem Auto, das Tobi für die Zeit, in der wir hier sind, leihweise überlassen wurde, zu unserem Reiterhof. Zuerst sind wir beide immer noch zum Frühstück machen eingeteilt, wobei uns jeden Tag zwei andere Jugendliche helfen. Mit den meisten klappt das gut, andere haben keinen Bock und reagieren sehr abwertend. Gestern hat einer der beiden männlichen Extremfälle mal eben das ganze Geschirr vom Tisch gefegt und uns auf Gälisch angeschrieen. Tobi hat sich dann ganz kühl vor ihm aufgebaut und gemeint, dass er, wenn er ein Problem hat, mit uns auf Englisch reden und sich nicht feige hinter seinem unverständlichen Gälisch verstecken soll. Da war erst mal ungefähr zehn Sekunden Ruhe. Tobi ist für ihn keine Respektsperson, aber ein Gleichaltriger, der ihm mal ordentlich die Meinung gegeigt hat. Natürlich ging er, Sean heißt er übrigens, dann sofort auf Abwehrhaltung, aber in ihm hat es gearbeitet, Tobi kann stolz auf sich sein.
Nach dem Frühstück trennen sich unsere Aufgaben. Ich bin dann bei Fiona im Stall zu finden und Tobi hilft Robert mit den Jugendlichen. Vormittags haben alle Jugendlichen Aufgaben. Die meisten Mädels müssen sich um ihr Pflegepferd kümmern, was ich betreuen soll, die Jungs und übrig gebliebenen Mädchen bekommen je nach "Problem" spezielle Aufgaben, Trainingseinheiten oder Programme. Tobi passt auf, dass da alles friedlich abläuft.
Wir dürfen denen natürlich keine Anweisungen erteilen, wir dürfen auch nicht im Alleingang etwas entscheiden, wir sind nur dazu da, die Betreuer etwas zu unterstützen und für die Jugendlichen mehr oder weniger eine Vertrauensperson zu sein. Zum Beispiel hab ich es bereits geschafft, dass ein Mädchen, das schwer depressiv ist und schon sieben Selbstmordversuche überlebt hat, sich mir anvertraut und bei mir ausgeheult hat. Und die Pferde helfen vielen auch ungemein.
Der Reiterhof ist außerdem beim Pferderennen immer ganz groß dabei. Jedes Jahr im September sind die Galway Races und da ist mindestens ein Pferd von unserem Arbeitsort ganz vorne dabei. Schade, dass wir nicht im September hier sein können, um zuzusehen!

So läuft das hier eigentlich jedes Tag. Jetzt am Wochenende werde ich mit Fiona zu einem Springturnier fahren, Tobi, Robert, Christine und Karen (die Sozialpädagoginnen des Hofs) machen mit den Jugendlichen einen Ausflug irgendwohin zu irgendwelchen Klippen. Da ich Höhenangst habe, hab ich mich sogar freiwillig für das Turnier entschieden.



Obwohl diese Arbeit hier nicht so heftig ist wie in Kroatien, ist es trotzdem ein Knochenjob und wir haben weniger Zeit als erwartet. Aber es ist schön hier. Am Montag sind wir dann leider wieder weg, dann geht es nach Finnland. Hilfe, finnisch soll so verdammt kompliziert sein. Ich bin ja mittlerweile froh, dass ich ein paar Worte Kroatisch, einige Brocken Gälisch und ziemlich gutes Spanisch hinkriege. Ich muss meinen Irland-Bericht noch fertig bekommen, aber Blog hat jetzt erst mal ein bisschen Vorrang, denn heute ist so gesehen ein besonderer Tag!

Freitag, 1. Februar 2013

Zweite Etappe: Zadar/Kroatien

Auch unser zweites Ziel haben wir erreicht. Eigentlich schon am Montag. Dass ich jetzt mit totaler Verspätung meine obligatorische Zusammenfassung für meinen Bericht aufschreibe, liegt daran, dass die gesamte Woche ziemlicher Stress war und wir eigentlich zu nichts kamen. Das ging schon am Montag los, weil ich mich bis zur allerletzten Sekunde geweigert habe, meine Koffer zu packen, das war wahrscheinlich mein Fehler. Schon jetzt sind mir mindestens zwei Dinge eingefallen, die ich in Spanien vergessen habe, die hol ich mir im März ab, wenn ich wieder dort bin, Violeta weiß Bescheid. Jetzt aber erst einmal mein Fazit zu Spanien!


S P A N I E N - F A Z I T :


Valencia war ein Glücksgriff! Meine Spanischkenntnisse reichen schon fast an mein Englisch heran (das schon immer etwas kläglicher als mein Französisch gewesen ist, selbst von den drei Wochen USA ist bei mir nicht mehr viel übrig) und hoffentlich kann ich nach meinem Freiwilligendienst behaupten, dass sie sich neben meinem Französischniveau platziert haben. Perfekt vorbereitet fürs Studium wäre das dann. Ich brauch nur noch Lateinkenntnisse :O
Auch Tobi hat beachtliche Fortschritte gemacht, wenn man bedenkt, dass er vorher kein Wort Spanisch konnte. Er ist zwar nicht so sprachenbegeistert wie ich und der Meinung, dass man mit Englisch überall durchkommt, aber für diese Einstellung ist sein Spanisch jetzt ziemlich gut.
Wir werden unsere Grundschüler vermissen, an die gewöhnt man sich so schnell, Kinder faszinieren mich sowieso immer extrem fix. Wir werden auch unsere Gastfamilie vermissen, die uns so viel mit auf den Weg gegeben hat. Ich habe von unserer Gastmutter Violeta einen Ansatz bekommen, wie ich am besten über meinen Schatten springen kann. Das wird sofort ausprobiert!
Alles in allem waren diese beiden Wochen eine herrliche neue Erfahrung, die mir gezeigt hat, dass man keine Ahnung haben muss, aber sich trotzdem überall in der Welt zurecht finden kann. Deshalb bin ich ziemlich mutig geworden, was die anderen Etappen auf unserer kleinen Reise angeht. Auslandserfahrungen sind irgendwie immer wertvoll, egal, wo man hingeht.



Nun aber zu unserem neuen Arbeits- und Wohnort, den wir aber am Montag auch leider schon wieder verlassen müssen. Wir sind in Kroatien gelandet. Genauer gesagt in der Hafenstadt Zadar, direkt an der Adria. Und wieder halte ich schon jetzt meine ersten Eindrücke für meinen Bericht fest, den wir zum Glück auf Deutsch schreiben können. Fotos kann ich leider nur mit meinem Handy machen und die werden natürlich automatisch nicht so gut, deshalb lass ich es mal lieber, sie zu veröffentlichen. Gerade hier in Zadar ärgert es mich mal wieder maßlos, dass ich meine Kamera vergessen habe. Typisch Eileen!



Z A D A R :


Zadar ist wie eine kleine Insel, die Stadt wird durch einen Wassergraben vom Festland getrennt und war früher auch mal eine Festung. Gerade die Innenstadt ist wunderschön und vor allem wurden alle alten Bauten ziemlich gut erhalten und nicht die ganze Stadt mit neumodischen Glaskästen zugepflastert. Das gefällt mir persönlich immer sehr gut an alten Städten.
Zadar gehörte schon zu vielen Nationen, deshalb gibt es hier viele verschiedene Minderheiten, die andere Sprachen sprechen, zum Beispiel Italienisch, Französisch und sogar ein bisschen Deutsch. Aber im Großen und Ganzen ist natürlich alles Kroatisch, das heißt, Tobi und ich verstehen trotz Sprachkurs immer noch kein Wort. Die ganze Stadt ist ziemlich religiös veranlagt, es gibt noch viele alte Kirchen und Kloster. Vorgestern, als wir zum ersten Mal ein bisschen Zeit hatten, war auch die erste und wahrscheinlich einzige große Chance, die Stadt ein bisschen genauer anzuschauen. Die Meeresorgel ist natürlich gewaltig, ein Bauwerk, das durch Wellenbewegungen Musik erzeugen kann. Auch das Lichtspiel-Monument soll gewaltig sein, aber da konnten wir aus Zeitmangel und aufgrund von Baustellen leider nicht mehr hin, das konnte ich mir nur im Internet auf Bildern ein bisschen angucken. Eine ziemlich schöne Stadt!



U N S E R E   G A S T F A M I L I E :


...kann zum Glück Englisch. Ansonsten wüsste ich nicht, wie wir mit denen kommunizieren sollten, ohne ein wirkliches Wort Kroatisch zu können.
Gabrijela und Damil haben vier Kinder (irgendwie sind wir ständig in kinderreichen Familien untergebracht): Janica, Ninka, Zlata und Kristijan. Ich hoffe, ich hab die jetzt richtig geschrieben, ich seh nämlich beim kroatischen Alphabet mit den ganzen Zeichen nicht so wirklich durch. Ninka ist genauso alt wie Tobi und ich und wir verstehen uns richtig gut, auch wenn es bisher nur auf Englisch funktioniert. Janica und Zlata sind auch sehr lieb, aber für meinen Geschmack etwas zu zynisch. Außerdem komm ich nicht ganz mit Zlatas eher derbem Umgangston klar, sie kommandiert mir zu viel, auch wenn ich es nicht verstehe. Kristijan ist "der Kleine", hat's aber faustdick hinter den Ohren. Eine sehr turbolente Familie, aber dennoch sehr herzlich und gastfreundlich.
In der wenigen Freizeit, die wir haben, will die Familie mit uns ständig wegfahren. Das heißt also, die Stadt, in der wir eigentlich leben, kennen wir noch nicht so wirklich, aber das Dorf auf dem Land, wo die Großeltern leben, kennen mir mittlerweile fast auswendig, weil es winzig ist ;)
Die Großeltern sind lieb, obwohl wir sie auch nicht verstehen. Leider können die nun gar kein Englisch, aber Ninka übersetzt sehr zuverlässig. Ich glaube, mit Ninka werde ich in Kontakt bleiben, sie ist wirklich lieb!



U N S E R E   A R B E I T :

Wir arbeiten in einem europäischen Integrationszentrum und haben den ganzen Tag mit ausländischen Au-Pairs, FSJlern, Freiwilligen, Helfern oder Botschaftern zu tun, es ist also nicht so schlimm, dass wir nicht so wirklich Kroatisch können, Englisch reicht bei Leuten aus Schweden oder Australien allemal. Wir haben hier zwar auch einen Kroatisch-Kurs, allerdings ist der eher so angelegt, dass man ein bisschen die Gepflogenheiten und Floskeln der Sprache und des Landes kennen lernt. Also im Restaurant etwas bestellen können wir jetzt, aber uns mit jemandem unterhalten sieht schlecht aus. Zabavite, hvala.
Unser Aufgabenfeld ist vielfältig, meistens besuchen wir mit den Leitern des Zentrums irgendwelche Events und helfen beim Aufbauen von Ständen oder sollen andere, die sich für einen Aufenthalt im Ausland interessieren, beraten. Tobi, der besser Englisch kann, macht die ganzen Präsentationen, ich bin derweil dazu eingeteilt, Fragen zu beantworten. Manchmal wechseln wir auch, aber die Veranstalter haben schnell erkannt, wer besser Englisch und besser Vorträge halten kann.
Diese Events dienen Repräsentationszwecken und sind nicht nur in Zadar, sondern in ganz Kroatien. Wir waren also auch schon einmal in der Hauptstadt Zagreb. Auswärtige Events sind dann meistens mit Übernachtung (am nächsten Tag wird vor der Abfahrt noch abgebaut), deshalb hatten wir bisher auch so wenig Zeit.
Außerdem haben wir jeweils zwei Austauschschüler für eine benachbarte Schule bekommen, um die wir uns kümmern sollen, quasi als Tutoren. Die vier kommen aus Deutschland und sind alle 15-16 Jahre alt. Als wir uns mit denen zum ersten Mal getroffen haben, wurde das eine ganz schön heftige Gackerveranstaltung, denn das sind vier Mädels, Tobi war kurz vorm Explodieren. Ich glaube, die vier sind nur hier, weil ihre Eltern gesagt haben, dass sie ins Ausland gehen sollten. Eigene Motivation steckt nicht dahinter, nur bei einer von denen ein kleines bisschen. Es ist schwer, denen Ratschläge zu geben, die sie eigentlich gar nicht wissen wollen. Nächste Woche bekommen sie dann zum Glück andere Tutoren. Wir sollen für die immer erreichbar sein und werden bei Notfällen sogar von den Events freigestellt, aber gemeldet haben die sich noch nicht einmal bei uns, weil es ihnen einfach nichts bedeutet, hier zu sein. Würden wir uns nicht jeden zweiten Tag mit ihnen treffen (nachher wieder, toll -.-), dann hätten wir überhaupt kein Bild, was die eigentlich den ganzen Tag treiben, mit uns reden wollen sie auf jeden Fall nicht. Auch nicht, obwohl wir bei einer das Gefühl haben, dass sie massive Probleme in ihrer Gastfamilie hat. Kompliziert. Ich für meinen Teil bin ratlos.



U N S E R E   B I S H E R I G E   W O C H E  /  U N S E R   Z E I T P L A N :

Montag
Wir waren völlig fix und fertig. Wahrscheinlich weil wir die Nacht davor noch bis ewig mit unserer spanischen Gastfamilie gequatscht haben und uns einfach nicht trennen konnten. Angekommen in Zadar hat uns unsere neue Gastfamilie vom Flughafen abgeholt.
Wir hatten ungefähr drei Stunden Zeit, um unsere Gastfamilie ein bisschen kennen zu lernen, auszupacken und vor allem ein bisschen die Art der Kroaten zu beobachten, sehr süß. Dann, am späten Nachmittag ging es auch schon zu unserer neuen Arbeitsstelle, um uns vorzustellen. Unser Gastvater hat uns hingefahren, denn zum ersten Mal in einer neuen Stadt - klein Eileen ist völlig überfordert.
Die Leiterin des Zentrums, unaussprechlicher Name, sie sagte, Voka können wir sie nennen (das kann ich mir wenigstens merken), ist sehr lieb, hat uns sofort das Du angeboten (ist hier in der Region irgendwie so, unsere Gastfamilie hat das auch gemacht) und uns unseren neuen Arbeitsplatz gezeigt. Eingearbeitet wurden wir von unseren Vorgängern, zwei Britinnen, die dann aber los mussten zum Flughafen, um wieder nach Hause zu fliegen. Das ist dann nächsten Montag auch unser letzter Job.
Abends hatten wir dann noch unser erstes Treffen mit unseren vier lustlosen Deutschen, danach durfte ich mir Tobis "Im-Dreieck-Gespringe" anhören, denn er kann das Verhalten von denen noch weniger akzeptieren als ich.

Dienstag
Das erste Event! Von morgens um sieben bis abends 23 Uhr waren wir auf den Beinen. Sogar die Zeit zum Essen war knapp, und Bloggen war beim besten Willen nicht drin. Unser Anfangs-Event war glücklicherweise in Zadar, da mussten wir also noch nicht ganz rundum rotieren. Tobi hat am Vorabend den Text für seine erste Präsentation bekommen, konnte sich also so gut wie nicht vorbereiten, hat aber nur postives Feedback erhalten. Er hat eben ein Händchen dafür, zu improvisieren, er kann das. Die Präsentation stellte das gesamte Integrationszentrum sehr gut vor, und danach gab es gefühlte tausend Anfragen von Interessenten. Ich hatte mir schon den ganzen Morgen das Konzept des Zentrums eingeprägt und konnte Fragen ziemlich gut beantworten, wurde mir gesagt.
Ein bisschen Ruhe gab es kaum. War gerade niemand an unserem Stand, wurden wir mit Flyern losgeschickt, um auf das Zentrum aufmerksam zu machen. Glücklicherweise können bei solchen Events alle Englisch. Also im Prinzip hatte ich den ganzen Tag zu tun, soll heißen: Selbst wenn ich meine Kamera nicht in Deutschland vergessen hätte, Zeit für Fotos wäre sowieso nicht gewesen.
Das Event endete 20 Uhr, eine Stunde wurde dann noch abgebaut, wobei wir da nicht sonderlich viel zu tun hatten, denn dafür gab es ein eigenständiges Team, wir sollten nur alle Dokumente, Flyer und Formulare zurück ins Zentrum bringen. Tobi ist natürlich gefahren, denn wenn Eileen in einer Stadt nicht durchsieht, wäre es fatal, sie dort Auto fahren zu lassen. An meiner Orientierung müsste ich dringend arbeiten ;)
Spät am Abend trafen wir uns noch kurz mit unseren vier Deutschen, gegen 23 Uhr sind wir dann ins Bett regelrecht gefallen.

Mittwoch
Noch früher aufstehen als sonst, denn heute ging es nach Zagreb. Event beginnt 8 Uhr, aufgebaut werden musste auch noch, ich verrate am besten gar nicht, wann wir aus dem schönen warmen Bett kriechen mussten, noch völlig geschafft vom Tag davor.
In Zagreb lief es eigentlich genauso ab wie am Tag davor, nur eine Runde größer. Ich hatte meine erste Präsentation und war eigentlich auch ganz zufrieden mit mir, aber ich habe eben Tobis Gabe nicht, der es schafft, mit völliger Ahnungslosigkeit sicher aufzutreten, so dass auch der Letzte, den es vielleicht gar nicht interessiert, ihm zuhört. Das haben auch Voka und ihre Mitarbeiter schnell spitz gekriegt, deswegen muss ich nicht mehr so viel vorstellen, sondern eher beraten. Ist mir auch recht, ich bin kein Vortragsmensch. Wir haben in Zagreb übernachtet.

Donnerstag
Am frühen Morgen wurde noch alles abgeräumt, dann ging es zurück nach Zadar. Gegen Mittag haben wir eine Pause bekommen, haben kurz was gegessen und uns dann wieder mit den vier Hühnchen-Mädels getroffen, danach ging es zurück zu Voka für neue Anweisungen. Neuer Job: zwei Schwedinnen vom Flughafen abholen und zur Gastfamilie bringen. Dann hatten wir zwei Stunden "Paket-Dienst", sollten also ganz viele Briefe, Zettel, Formulare, Flyer und Angebote in die ganze Welt verschicken (finde in Zadar mal einen Briefkasten, wenn du nicht weißt, wie die aussehen und die Post sich auch sehr gut zu verstecken weiß!). Bevor es abends nach Osijek ging, hatten wir noch ein bisschen Zeit mit unserer Gastfamilie, die uns dann eben mit aufs Land zu den Großeltern genommen hat. Spät abends in Osijek angekommen wurden in der Halle direkt noch alle Stände und Stationen aufgebaut und dann haben Voka und ihr Mann Andrej uns auch noch auf einen Drink eingeladen, gegen zwei waren wir also im Bett, super...



Freitag, heute
...wenn man 7 Uhr wieder aufstehen muss! Tobi hielt wieder seine ganzen Vorträge, ich stand wieder da und hab Flyer verteilt, irgendwann ist dann auch ein bisschen Routine da. Es ist zwar anstrengend, aber es macht auch Spaß! Heute haben wir endlich mal etwas früher Schluss bekommen, sind zurück nach Zadar geflogen und deshalb hab ich die Gelegenheit gleich beim Schopfe gepackt und alles erst mal schon aufgeschrieben, damit ich meinen Bericht dann im Prinzip fertig habe und nur noch umstrukturieren muss. Außerdem weiß ich schon jetzt, dass ich am Wochenende keine Zeit haben werde, denn das gesamte Wochenende über klappert das Integrationszentrum die Städte Gospic, Rijeka und Pazin ab. Heute Abend will unsere Gastfamilie mit uns noch mal aufs Land, jetzt gleich knöpfen wir uns noch mal unsere vier Mädels vor und dann geht es heute mal früh ins Bett!

Ninka ist jetzt da, sie holt uns heute ab, kommt auch mit zu den vier Deutschen und dann machen wir uns zusammen mit Janica noch einen schönen Nachmittag, bevor wir losfahren. Zlata wollte nicht mitkommen, Ninka meint, sie ist ein wenig eifersüchtig. Also, endlich kann ich jetzt mal ein bisschen Zadar kennen lernen und eventuell auch ein paar Souvenirs einkaufen.
Vor nächsten Dienstag werde ich leider nicht mehr zum Bloggen kommen, da sind wir dann schon in Irland, genauer gesagt in Galway. Hilfe, ich kann kein Gälisch ;)