Ursprünglich wäre es jetzt folgendermaßen weitergegangen:
- nächste Woche Kiew/Ukraine
- übernächste Basel/Schweiz
- danach Lyon/Frankreich
- Cardiff/Wales
- Florenz/Italien
- zurück nach Deutschland
Dann wäre es Anfang April, wir hätten ungefähr eine Woche Zeit gehabt, um uns wieder in unserem deutschen Leben zurückzufinden, und dann wäre es für mich zurück nach Spanien gegangen, für meinen Freiwilligendienst. Der würde bis August dauern. Jetzt ist alles anders.
Unsere Workshops und auch mein Freiwilligendienst hängen zusammen, das wird alles von ein und der selben Organisation gefördert, geplant und präsentiert. Deshalb haben die extrem viel Spielraum, was sie mit uns machen können. Und nun wurden wir noch für ein weiteres Projekt genommen. Es ist auch wieder ein Freiwilligendienst, das bedeutet, wir bekommen dafür kein Geld, wie das jetzt bei den Workshops der Fall ist. Unser neuer Plan sieht folgendermaßen aus:
- zwei Wochen Kiew/Ukraine (weil die Leute dort absoluten Personalnotstand ausgerufen haben, do wie ich das jetzt verstanden habe)
- eine Woche Basel/Schweiz
- zwei Wochen Lyon/Frankreich (auf Frankreich freu ich mich seit dem Anfang!)
- eine Woche Cardiff/Wales
- eine Woche Florenz/Italien (aha, Italien schaffen wir also doch noch, die brauchen da auch Leute!)
Dann sind wir für eine einwöchige Busfahrt eingetragen, die aber nicht direkt etwas mit Arbeit zu tun hat, eher mit Geschichte, Gedenken und Stille. Wo fährt dieser Bus hin? Ganz ehrlich, so etwas wollte ich schon immer mal machen, aber allein trau ich mich einfach nicht: Konzentrationslager , oder das, was von ihnen übrig geblieben ist, anschauen.
Angefangen in Mailand geht es nach Mauthausen, Dachau, Flossenbürg, Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau (davor fürchte ich mich ehrlich gesagt), Belzec, Treblinka, Sachsenhausen, Ravensbrück, Neuengamme, Bergen-Belsen (auch davor habe ich Angst, vor allem weil ich spontan ein Exemplar "Das Tagebuch der Anne Frank" mitgenommen habe, wahrscheinlich werde ich es dort lassen) und es endet in Buchenwald. Meistens stehen natürlich nur noch Gedenkstätten oder Friedhöfe, aber es wird wahrscheinlich trotzdem eine ganz neue Erfahrung werden.
Und wenn man denkt, härter kann es nicht kommen (ich werde weinen, ich kenne meine schwachen Nerven, deshalb würde ich so eine "KZ-Rundfahrt" niemals alleine machen, ein Glück kommt Tobi mit), dann haut Björk noch einen größeren Hammer heraus!
Denn danach sind wir für drei Wochen in Cluj/Rumänien. Ich weiß, man hört viele Horrorgeschichten über die Lebensbedingungen der "Zigeuner" am Rande der Mülldeponie und ich muss Euch sagen: genau das wird unsere Arbeit sein. Björk meinte, dass es heftiger wird als Irland und Kroatien zusammen, weil wir mit sehr viel Elend konfrontiert werden. Nicht zu vergessen die Konzentrationslager. Dabei dachte ich eigentlich, dass mich nach Irland erst mal so schnell nichts mehr erschüttern kann. Oh doch! Wir wurden gefragt, ob wir damit einverstanden sind. Tobi und ich haben uns angesehen und uns war sofort klar, dass wir das machen wollen. Wenn man Menschen helfen kann, wieso sollte man es nicht tun? Es wird hart, elendig und furchtbar, das hat er uns auch klar gemacht, aber wir wollen nicht die Augen davor schließen, sondern verändern und darauf aufmerksam machen.
Ganz genau kenn ich unsere Arbeit in Cluj/Rumänien noch nicht, aber so viel vorneweg: Rumänien ist das zweitärmste Land der EU und dort lebt eine "Minderheit" von Sinti und Roma, abwertend "Zigeuner" genannt, obwohl ich das Wort Zigeuner eigentlich immer süß und schön fand, nachdem ich als Kind "Der Glöckner von Notre Dame" gesehen hatte, da ist das Wort Minderheit viel schlimmer. Klar wurden Zigeuner auch im "Glöckner von Notre Dame" gejagt, verbannt, verraten, gehasst, schikaniert, verhöhnt und eingesperrt, aber ich fand dieses Volk viel sympathischer als die ganze Pariser Stadtbevölkerung, obwohl sie sicherlich gestohlen, gelogen und sich gewaltsam das genommen haben, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht.
In Rumänien wurden "Zigeuner" noch nie vollkommen integriert, sie gelten eher als Plage. Wahrscheinlich ist das noch vom Zweiten Weltkrieg hängen geblieben, meine Fresse. Sicherlich haben die Rumänen auch gar kein Geld dazu, das Elend am Rande der Müllkippe von Cluj zu bekämpfen. Aber wenn wir dort sind, schreib ich alles genau auf, allein schon mal für mich selbst, um zu verarbeiten.
Nach diesen drei Wochen ist es Ende April, wo ich eigentlich schon längst in Spanien sein müsste, aber das wurde alles nach hinten verlegt. Wir haben dann zwei Wochen Auszeit bekommen und werden definitiv zurück nach Deutschland, nach Hause, fahren, damit ich mich richtig auf meinen Freiwilligendienst, der dann nur noch fünf Monate dauern wird, vorbereiten kann. Zurück geht es nach Valencia/Spanien. Ich freu mich. Vorher müssen wir allerdings Stärke beweisen.
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