Freitag, 1. Februar 2013

Zweite Etappe: Zadar/Kroatien

Auch unser zweites Ziel haben wir erreicht. Eigentlich schon am Montag. Dass ich jetzt mit totaler Verspätung meine obligatorische Zusammenfassung für meinen Bericht aufschreibe, liegt daran, dass die gesamte Woche ziemlicher Stress war und wir eigentlich zu nichts kamen. Das ging schon am Montag los, weil ich mich bis zur allerletzten Sekunde geweigert habe, meine Koffer zu packen, das war wahrscheinlich mein Fehler. Schon jetzt sind mir mindestens zwei Dinge eingefallen, die ich in Spanien vergessen habe, die hol ich mir im März ab, wenn ich wieder dort bin, Violeta weiß Bescheid. Jetzt aber erst einmal mein Fazit zu Spanien!


S P A N I E N - F A Z I T :


Valencia war ein Glücksgriff! Meine Spanischkenntnisse reichen schon fast an mein Englisch heran (das schon immer etwas kläglicher als mein Französisch gewesen ist, selbst von den drei Wochen USA ist bei mir nicht mehr viel übrig) und hoffentlich kann ich nach meinem Freiwilligendienst behaupten, dass sie sich neben meinem Französischniveau platziert haben. Perfekt vorbereitet fürs Studium wäre das dann. Ich brauch nur noch Lateinkenntnisse :O
Auch Tobi hat beachtliche Fortschritte gemacht, wenn man bedenkt, dass er vorher kein Wort Spanisch konnte. Er ist zwar nicht so sprachenbegeistert wie ich und der Meinung, dass man mit Englisch überall durchkommt, aber für diese Einstellung ist sein Spanisch jetzt ziemlich gut.
Wir werden unsere Grundschüler vermissen, an die gewöhnt man sich so schnell, Kinder faszinieren mich sowieso immer extrem fix. Wir werden auch unsere Gastfamilie vermissen, die uns so viel mit auf den Weg gegeben hat. Ich habe von unserer Gastmutter Violeta einen Ansatz bekommen, wie ich am besten über meinen Schatten springen kann. Das wird sofort ausprobiert!
Alles in allem waren diese beiden Wochen eine herrliche neue Erfahrung, die mir gezeigt hat, dass man keine Ahnung haben muss, aber sich trotzdem überall in der Welt zurecht finden kann. Deshalb bin ich ziemlich mutig geworden, was die anderen Etappen auf unserer kleinen Reise angeht. Auslandserfahrungen sind irgendwie immer wertvoll, egal, wo man hingeht.



Nun aber zu unserem neuen Arbeits- und Wohnort, den wir aber am Montag auch leider schon wieder verlassen müssen. Wir sind in Kroatien gelandet. Genauer gesagt in der Hafenstadt Zadar, direkt an der Adria. Und wieder halte ich schon jetzt meine ersten Eindrücke für meinen Bericht fest, den wir zum Glück auf Deutsch schreiben können. Fotos kann ich leider nur mit meinem Handy machen und die werden natürlich automatisch nicht so gut, deshalb lass ich es mal lieber, sie zu veröffentlichen. Gerade hier in Zadar ärgert es mich mal wieder maßlos, dass ich meine Kamera vergessen habe. Typisch Eileen!



Z A D A R :


Zadar ist wie eine kleine Insel, die Stadt wird durch einen Wassergraben vom Festland getrennt und war früher auch mal eine Festung. Gerade die Innenstadt ist wunderschön und vor allem wurden alle alten Bauten ziemlich gut erhalten und nicht die ganze Stadt mit neumodischen Glaskästen zugepflastert. Das gefällt mir persönlich immer sehr gut an alten Städten.
Zadar gehörte schon zu vielen Nationen, deshalb gibt es hier viele verschiedene Minderheiten, die andere Sprachen sprechen, zum Beispiel Italienisch, Französisch und sogar ein bisschen Deutsch. Aber im Großen und Ganzen ist natürlich alles Kroatisch, das heißt, Tobi und ich verstehen trotz Sprachkurs immer noch kein Wort. Die ganze Stadt ist ziemlich religiös veranlagt, es gibt noch viele alte Kirchen und Kloster. Vorgestern, als wir zum ersten Mal ein bisschen Zeit hatten, war auch die erste und wahrscheinlich einzige große Chance, die Stadt ein bisschen genauer anzuschauen. Die Meeresorgel ist natürlich gewaltig, ein Bauwerk, das durch Wellenbewegungen Musik erzeugen kann. Auch das Lichtspiel-Monument soll gewaltig sein, aber da konnten wir aus Zeitmangel und aufgrund von Baustellen leider nicht mehr hin, das konnte ich mir nur im Internet auf Bildern ein bisschen angucken. Eine ziemlich schöne Stadt!



U N S E R E   G A S T F A M I L I E :


...kann zum Glück Englisch. Ansonsten wüsste ich nicht, wie wir mit denen kommunizieren sollten, ohne ein wirkliches Wort Kroatisch zu können.
Gabrijela und Damil haben vier Kinder (irgendwie sind wir ständig in kinderreichen Familien untergebracht): Janica, Ninka, Zlata und Kristijan. Ich hoffe, ich hab die jetzt richtig geschrieben, ich seh nämlich beim kroatischen Alphabet mit den ganzen Zeichen nicht so wirklich durch. Ninka ist genauso alt wie Tobi und ich und wir verstehen uns richtig gut, auch wenn es bisher nur auf Englisch funktioniert. Janica und Zlata sind auch sehr lieb, aber für meinen Geschmack etwas zu zynisch. Außerdem komm ich nicht ganz mit Zlatas eher derbem Umgangston klar, sie kommandiert mir zu viel, auch wenn ich es nicht verstehe. Kristijan ist "der Kleine", hat's aber faustdick hinter den Ohren. Eine sehr turbolente Familie, aber dennoch sehr herzlich und gastfreundlich.
In der wenigen Freizeit, die wir haben, will die Familie mit uns ständig wegfahren. Das heißt also, die Stadt, in der wir eigentlich leben, kennen wir noch nicht so wirklich, aber das Dorf auf dem Land, wo die Großeltern leben, kennen mir mittlerweile fast auswendig, weil es winzig ist ;)
Die Großeltern sind lieb, obwohl wir sie auch nicht verstehen. Leider können die nun gar kein Englisch, aber Ninka übersetzt sehr zuverlässig. Ich glaube, mit Ninka werde ich in Kontakt bleiben, sie ist wirklich lieb!



U N S E R E   A R B E I T :

Wir arbeiten in einem europäischen Integrationszentrum und haben den ganzen Tag mit ausländischen Au-Pairs, FSJlern, Freiwilligen, Helfern oder Botschaftern zu tun, es ist also nicht so schlimm, dass wir nicht so wirklich Kroatisch können, Englisch reicht bei Leuten aus Schweden oder Australien allemal. Wir haben hier zwar auch einen Kroatisch-Kurs, allerdings ist der eher so angelegt, dass man ein bisschen die Gepflogenheiten und Floskeln der Sprache und des Landes kennen lernt. Also im Restaurant etwas bestellen können wir jetzt, aber uns mit jemandem unterhalten sieht schlecht aus. Zabavite, hvala.
Unser Aufgabenfeld ist vielfältig, meistens besuchen wir mit den Leitern des Zentrums irgendwelche Events und helfen beim Aufbauen von Ständen oder sollen andere, die sich für einen Aufenthalt im Ausland interessieren, beraten. Tobi, der besser Englisch kann, macht die ganzen Präsentationen, ich bin derweil dazu eingeteilt, Fragen zu beantworten. Manchmal wechseln wir auch, aber die Veranstalter haben schnell erkannt, wer besser Englisch und besser Vorträge halten kann.
Diese Events dienen Repräsentationszwecken und sind nicht nur in Zadar, sondern in ganz Kroatien. Wir waren also auch schon einmal in der Hauptstadt Zagreb. Auswärtige Events sind dann meistens mit Übernachtung (am nächsten Tag wird vor der Abfahrt noch abgebaut), deshalb hatten wir bisher auch so wenig Zeit.
Außerdem haben wir jeweils zwei Austauschschüler für eine benachbarte Schule bekommen, um die wir uns kümmern sollen, quasi als Tutoren. Die vier kommen aus Deutschland und sind alle 15-16 Jahre alt. Als wir uns mit denen zum ersten Mal getroffen haben, wurde das eine ganz schön heftige Gackerveranstaltung, denn das sind vier Mädels, Tobi war kurz vorm Explodieren. Ich glaube, die vier sind nur hier, weil ihre Eltern gesagt haben, dass sie ins Ausland gehen sollten. Eigene Motivation steckt nicht dahinter, nur bei einer von denen ein kleines bisschen. Es ist schwer, denen Ratschläge zu geben, die sie eigentlich gar nicht wissen wollen. Nächste Woche bekommen sie dann zum Glück andere Tutoren. Wir sollen für die immer erreichbar sein und werden bei Notfällen sogar von den Events freigestellt, aber gemeldet haben die sich noch nicht einmal bei uns, weil es ihnen einfach nichts bedeutet, hier zu sein. Würden wir uns nicht jeden zweiten Tag mit ihnen treffen (nachher wieder, toll -.-), dann hätten wir überhaupt kein Bild, was die eigentlich den ganzen Tag treiben, mit uns reden wollen sie auf jeden Fall nicht. Auch nicht, obwohl wir bei einer das Gefühl haben, dass sie massive Probleme in ihrer Gastfamilie hat. Kompliziert. Ich für meinen Teil bin ratlos.



U N S E R E   B I S H E R I G E   W O C H E  /  U N S E R   Z E I T P L A N :

Montag
Wir waren völlig fix und fertig. Wahrscheinlich weil wir die Nacht davor noch bis ewig mit unserer spanischen Gastfamilie gequatscht haben und uns einfach nicht trennen konnten. Angekommen in Zadar hat uns unsere neue Gastfamilie vom Flughafen abgeholt.
Wir hatten ungefähr drei Stunden Zeit, um unsere Gastfamilie ein bisschen kennen zu lernen, auszupacken und vor allem ein bisschen die Art der Kroaten zu beobachten, sehr süß. Dann, am späten Nachmittag ging es auch schon zu unserer neuen Arbeitsstelle, um uns vorzustellen. Unser Gastvater hat uns hingefahren, denn zum ersten Mal in einer neuen Stadt - klein Eileen ist völlig überfordert.
Die Leiterin des Zentrums, unaussprechlicher Name, sie sagte, Voka können wir sie nennen (das kann ich mir wenigstens merken), ist sehr lieb, hat uns sofort das Du angeboten (ist hier in der Region irgendwie so, unsere Gastfamilie hat das auch gemacht) und uns unseren neuen Arbeitsplatz gezeigt. Eingearbeitet wurden wir von unseren Vorgängern, zwei Britinnen, die dann aber los mussten zum Flughafen, um wieder nach Hause zu fliegen. Das ist dann nächsten Montag auch unser letzter Job.
Abends hatten wir dann noch unser erstes Treffen mit unseren vier lustlosen Deutschen, danach durfte ich mir Tobis "Im-Dreieck-Gespringe" anhören, denn er kann das Verhalten von denen noch weniger akzeptieren als ich.

Dienstag
Das erste Event! Von morgens um sieben bis abends 23 Uhr waren wir auf den Beinen. Sogar die Zeit zum Essen war knapp, und Bloggen war beim besten Willen nicht drin. Unser Anfangs-Event war glücklicherweise in Zadar, da mussten wir also noch nicht ganz rundum rotieren. Tobi hat am Vorabend den Text für seine erste Präsentation bekommen, konnte sich also so gut wie nicht vorbereiten, hat aber nur postives Feedback erhalten. Er hat eben ein Händchen dafür, zu improvisieren, er kann das. Die Präsentation stellte das gesamte Integrationszentrum sehr gut vor, und danach gab es gefühlte tausend Anfragen von Interessenten. Ich hatte mir schon den ganzen Morgen das Konzept des Zentrums eingeprägt und konnte Fragen ziemlich gut beantworten, wurde mir gesagt.
Ein bisschen Ruhe gab es kaum. War gerade niemand an unserem Stand, wurden wir mit Flyern losgeschickt, um auf das Zentrum aufmerksam zu machen. Glücklicherweise können bei solchen Events alle Englisch. Also im Prinzip hatte ich den ganzen Tag zu tun, soll heißen: Selbst wenn ich meine Kamera nicht in Deutschland vergessen hätte, Zeit für Fotos wäre sowieso nicht gewesen.
Das Event endete 20 Uhr, eine Stunde wurde dann noch abgebaut, wobei wir da nicht sonderlich viel zu tun hatten, denn dafür gab es ein eigenständiges Team, wir sollten nur alle Dokumente, Flyer und Formulare zurück ins Zentrum bringen. Tobi ist natürlich gefahren, denn wenn Eileen in einer Stadt nicht durchsieht, wäre es fatal, sie dort Auto fahren zu lassen. An meiner Orientierung müsste ich dringend arbeiten ;)
Spät am Abend trafen wir uns noch kurz mit unseren vier Deutschen, gegen 23 Uhr sind wir dann ins Bett regelrecht gefallen.

Mittwoch
Noch früher aufstehen als sonst, denn heute ging es nach Zagreb. Event beginnt 8 Uhr, aufgebaut werden musste auch noch, ich verrate am besten gar nicht, wann wir aus dem schönen warmen Bett kriechen mussten, noch völlig geschafft vom Tag davor.
In Zagreb lief es eigentlich genauso ab wie am Tag davor, nur eine Runde größer. Ich hatte meine erste Präsentation und war eigentlich auch ganz zufrieden mit mir, aber ich habe eben Tobis Gabe nicht, der es schafft, mit völliger Ahnungslosigkeit sicher aufzutreten, so dass auch der Letzte, den es vielleicht gar nicht interessiert, ihm zuhört. Das haben auch Voka und ihre Mitarbeiter schnell spitz gekriegt, deswegen muss ich nicht mehr so viel vorstellen, sondern eher beraten. Ist mir auch recht, ich bin kein Vortragsmensch. Wir haben in Zagreb übernachtet.

Donnerstag
Am frühen Morgen wurde noch alles abgeräumt, dann ging es zurück nach Zadar. Gegen Mittag haben wir eine Pause bekommen, haben kurz was gegessen und uns dann wieder mit den vier Hühnchen-Mädels getroffen, danach ging es zurück zu Voka für neue Anweisungen. Neuer Job: zwei Schwedinnen vom Flughafen abholen und zur Gastfamilie bringen. Dann hatten wir zwei Stunden "Paket-Dienst", sollten also ganz viele Briefe, Zettel, Formulare, Flyer und Angebote in die ganze Welt verschicken (finde in Zadar mal einen Briefkasten, wenn du nicht weißt, wie die aussehen und die Post sich auch sehr gut zu verstecken weiß!). Bevor es abends nach Osijek ging, hatten wir noch ein bisschen Zeit mit unserer Gastfamilie, die uns dann eben mit aufs Land zu den Großeltern genommen hat. Spät abends in Osijek angekommen wurden in der Halle direkt noch alle Stände und Stationen aufgebaut und dann haben Voka und ihr Mann Andrej uns auch noch auf einen Drink eingeladen, gegen zwei waren wir also im Bett, super...



Freitag, heute
...wenn man 7 Uhr wieder aufstehen muss! Tobi hielt wieder seine ganzen Vorträge, ich stand wieder da und hab Flyer verteilt, irgendwann ist dann auch ein bisschen Routine da. Es ist zwar anstrengend, aber es macht auch Spaß! Heute haben wir endlich mal etwas früher Schluss bekommen, sind zurück nach Zadar geflogen und deshalb hab ich die Gelegenheit gleich beim Schopfe gepackt und alles erst mal schon aufgeschrieben, damit ich meinen Bericht dann im Prinzip fertig habe und nur noch umstrukturieren muss. Außerdem weiß ich schon jetzt, dass ich am Wochenende keine Zeit haben werde, denn das gesamte Wochenende über klappert das Integrationszentrum die Städte Gospic, Rijeka und Pazin ab. Heute Abend will unsere Gastfamilie mit uns noch mal aufs Land, jetzt gleich knöpfen wir uns noch mal unsere vier Mädels vor und dann geht es heute mal früh ins Bett!

Ninka ist jetzt da, sie holt uns heute ab, kommt auch mit zu den vier Deutschen und dann machen wir uns zusammen mit Janica noch einen schönen Nachmittag, bevor wir losfahren. Zlata wollte nicht mitkommen, Ninka meint, sie ist ein wenig eifersüchtig. Also, endlich kann ich jetzt mal ein bisschen Zadar kennen lernen und eventuell auch ein paar Souvenirs einkaufen.
Vor nächsten Dienstag werde ich leider nicht mehr zum Bloggen kommen, da sind wir dann schon in Irland, genauer gesagt in Galway. Hilfe, ich kann kein Gälisch ;)

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